Britta Anger mag sich in diesen Tagen manchmal wie eine Immobilienmaklerin vorkommen. Gestern Morgen hat sich die Sozialdezernentin ein Haus in Mitte geguckt, einige Tage vorher ein Gebäude im Norden der Stadt. Und am Montag stand in der Bezirksvertretung Wattenscheid die Sanierung von städtischen Häusern auf der Tagesordnung. Geeignete Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden und bereit zu stellen, ist derzeit eines der beherrschenden Themen im Dezernat. 1200 Flüchtlinge aus etwa 40 Nationen (Grafik) beherbergt die Stadt momentan. „Aber der Bedarf wird weiter steigen“, sagt die Sozialdezernentin.
Deshalb wird die schon laufende Sanierung von angemieteten Wohnungen an der Günnigfelder Straße (Hordel) für etwa 70 Syrer ebenso wenig reichen wie der geplante Umbau mehrerer städtischer Häuser an der Heimstraße (Wattenscheid). Dort sollen bis Ende 2016 für etwa zwei Millionen Euro, die der Rat noch außerplanmäßig bereitstellen müsste, 35 Wohnungen hergerichtet werden. Denn: Die Flüchtlingszahl wächst.
Zuteilungsquote: 1,9 Prozent
1,9 Prozent der nach NRW kommenden Flüchtlinge werden Bochum zugeteilt. Und nicht alle Unterbringungsmöglichkeiten sind von Dauer. So werden etwa einige von der VBW gemietete Häuser in Querenburg nur bis Herbst 2015 zur Verfügung stehen.
So wie dort die Nachbarn in der Straße „Zum Schebbruch“ über die vorübergehende Nutzung der eigentlich schon zum Abbruch bestimmten Häuser informiert worden, sollen demnächst auch die Anwohner an der Günnigfelder Straße in einer Info-Veranstaltung von Stadt und evangelischer Kirchengemeinde Details über die neue Nutzung erfahren.
Nötig scheint dies auch an der Heimstraße zu sein. Dort beklagen sich Bewohner – 18 Wohnungen in den Häusern 1,3,5,7,9 sind noch vermietet – dass sie vor „vollendete Tatsachen“ gestellt werden, zum Teil sogar lebenslanges Wohnrecht missachtet werde. Die Sozialdezernentin verweist darauf, dass Lösungen im Einzelfall gefunden werden müssten. Im Übrigen könne es sich die Stadt „nicht leisten, Wohnraum leer stehen zu lassen“.
Strategie der Stadt ist es, Flüchtlinge grundsätzlich in Häusern und Wohnungen unterzubringen. Dennoch sollen mittelfristig auch sechs Flüchtlingsheime verteilt über das gesamte Stadtgebiet eingerichtet werden – inklusive der bereits bestehenden Heime. Überlegungen, ob Immobilien gekauft, gemietet oder neu gebaut werden sollen, laufen. Zur Planung gehört die mittelfristige Sanierung der Einrichtungen an der Emil- und an der Krachtstraße. Nicht ausschließen will die Sozialdezernentin außerdem, dass wie schon an der Wohlfahrtstraße auch noch mobile Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden.