Bochum. . Heiner Goebbels hat am Mittwoch nach drei Jahren eine Bilanz seiner Tätigkeit als Intendant der Ruhrtriennale gezogen. Anlass genug, um einen Blick zurück auch auf einige Bochumer Triennale-Höhepunkt zu werfen. Die Offerten, die in der Jahrhunderthalle gemacht wurden, waren durchweg ambitioniert.

Fast auf den Tag vier Jahre ist es her, dass Heiner Goebbels (62) als Intendant der Ruhrtriennale in der Nachfolge von Willy Decker vorgestellt wurde – am Wochenende hat der weltweit gefragte Multimediakünstler, Veranstalter und Komponist schon das Ende seiner „Dienstzeit“ im Ruhrgebiet erreicht. Mit einer Aufführung des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam endet um 17 Uhr in der Jahrhunderthalle die 3. Goebbels-Spielzeit.

Gestern zog Heiner Goebbels Bilanz seiner Tätigkeit.. Anlass auch, um einen Blick zurück auf einige Bochumer Triennale-Höhepunkt zu werfen. Die Offerten, die in der Jahrhunderthalle gemacht wurden, waren durchweg ambitioniert, man denke an die Eröffnungspremiere 2012/13. Damals wurde „Europeras 1&2“ von John Cage in Bochum aufgeführt, jenes kapitale Bühnenwerk, in dem der Avantgardist Cage mittels Zufallsoperationen die Opern des 18./19. Jahrhunderts dekonstruiert. Er unterwirft nicht nur die Musik dem Zufallsgenerator, sondern auch Bühnenbild, Requisiten, Licht, Tanzfiguren und Arien. Cages radikalste Musiktheaterarbeit dürfte, da muss man kein Hellseher sein, so bald nicht wieder auf die Bühne gehievt werden.

Nicht unumstritten

Die Wahl ausgerechnet dieses Stückes konnte angesichts der bekannten Goebbels’sche künstlerischen Interessen kaum überraschen. Seit den 1980ern steht sein Name für experimentelles Musiktheater; typisch für seine Handschrift ist das schwebende, gleichwertige Verhältnis von Text, Bild, Musik, Licht, Bewegung und Szene. Dem Experiment wird der Vorzug gegenüber einer wie auch immer gearteten „Botschaft“ gegeben – eben diese Herangehensweise verbindet den Intendanten mit den von ihm bevorzugten Künstlern, man denke an die nicht unumstrittenen Inszenierung von Becketts „Neither“ jüngst in Bochum oder die avantgardistische Tanzperformance „Manger“, die am Dienstag iim Westpark geboten wurde.

Info Ruhrtriennale

Die Ruhrtriennale findet seit 2002 jährlich in einem Zyklus von jeweils drei Jahren unter wechselnder künstlerischer Leitung statt. Gründungsintendant war Gerard Mortier (2002/04).

Am 27. Mai 2013 wurde der niederländische Regisseur und Theaterintendant Johan Simons als Intendant für 2015 bis 2017 vorgestellt.

In den drei Jahren konnte man vage den Eindruck gewinnen, dass Bochum etwas in „Hintertreffen“ gegenüber Duisburg geraten war; die Kraftzentrale in Meiderich war ein bevorzugter Goebbels-Spielort. Hätte die Stadt im Westen des Reviers also ein neues Zentrum der Triennale werden können? Vielleicht, wenn man dort nicht die Installation „Totlast“ von Georg Schneider abgesagt hätte. Stattdessen hat der Künstler seine Raumplastik „Kunstmuseum“ bekanntlich im/am hiesigen Museum realisiert, was Bochum über das musikalisch-theatralische Wirken der Triennale hinaus überregionale Aufmerksam verschaffte.