Keine Zelte irgendwo auf einem Sportplatz, keine braunen Parolen und kein Wegducken vor der Verantwortung, Menschen zu helfen, die so gut wie alles verloren haben. Zurecht sprechen sie bei der Stadt von einem gelungenen Kraftakt. Binnen weniger Tage mit vielen Händen und noch mehr gutem Willen ein zum Abriss schon vorbereitetes Schulgebäude auf Vordermann zu bringen, verdient Respekt und Anerkennung.

Ja, karge Klassenzimmer schaffen keine gemütliche Atmosphäre. Aber in der Kürze der Zeit und vor dem Hintergrund, dass eine Übergangslösung gesucht wurde, geht die Unterbringung in der früheren Förderschule in Ordnung; zumal dort noch wichtigeres gewährt wird als die bloße Unterkunft: nämlich die Betreuung von vielen ehrenamtlichen Helfern. Bochum kann stolz sein auf alle, die sich in diesen Tagen um die Opfer von Krieg und Vertreibung kümmern. Und dass Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz am Freitag die Einrichtung besuchte, ist auch das richtige politische Signal.

Dass unter den Flüchtlingen auch Menschen sein können, die unser Sozialsystem ausnutzen, mag sein. Aber wer hunderten Hilfsbedürftigen helfen kann, der darf nicht nach einigen Trittbrettfahrern fragen. Und der sollte auch nicht darauf hinweisen, so wie am Donnerstag geschehen, dass für die Umnutzung der ehemalige Schule keine Genehmigung vorliege (wohl aber das Einverständnis der Baubehörde) und die jetzige Nutzung formell rechtswidrig sei. Bloß gut dass diese bürokratische Borniertheit, wenn sie denn nur das war, eine Einzelmeinung sein dürfte.

Keineswegs gering schätzen sollten Stadt, Polizei und überhaupt alle, die sich uneingeschränkt für die Flüchtlinge einsetzen, aber die Bedenken gerade von Nachbarn, die sich aus unterschiedlichen Gründen sorgen oder die selbst früher schlechten Erfahrungen in Übergangsheimen gemacht haben. Sie mit zunehmen, zu informieren, auf ihre Belange einzugehen und damit den klugen Weg des Bezirksbürgermeisters Marc Gräf einzuschlagen, ist genau der richtige Umgang. Denn eben so wenig wie eine Borniertheit der Bürokratie wäre eine Borniertheit der Bessermacher angemessen.