Bochum. Nur um den Status quo seiner Infrastruktur zu erhalten, muss die Bogestra bis zum Jahr 2025 233,3 Millionen Euro aufbringen. Nur ein Viertel davon könne das ÖPNV-Unternehmen selbst tragen, sagt ein Sprecher: „Wir dürfen das Problem nicht auf die lange Bank schieben. Wir brauchen Planungssicherheit.“

Die Bogestra schlägt Alarm: Allein für den Erhalt des Status quo in der Infrastruktur des Straßen- und U-Bahn-Systems müssten nach internen Berechnungen von diesem bis ins Jahr 2025 mindestens 233,3 Millionen Euro investiert werden. Nur gut ein Viertel davon, sagt Sprecher Christoph Kollmann, könne die Bogestra selbst finanzieren. Wo die restlichen drei Viertel herkommen sollen, ist die große Frage: „Das Problem können wir nicht auf die lange Bank schieben“, warnt Kollmann, „wir brauchen Planungssicherheit.“

Am Dienstag hat sich ein Bus der Bogestra auf die Reise nach Berlin gemacht. Am Mittwoch kurvt das Gefährt mit über 60 weiteren von Verkehrsunternehmen aus ganz Deutschland auf einem Protestzug quer durch die Hauptstadt, vorbei am Brandenburger Tor, an Kanzleramt und Bundestag, dorthin, woher das Geld für die finanzschwachen ÖPNV-Anbieter herkommen soll.

Einweihung der U 35 vor 25 Jahren

Die Bus-Demo steigt am „Deutschland-Tag des Nahverkehrs“. Organisiert hat sie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Der will mit dem Protestzug zeigen, dass die Nahverkehrs-Unterfinanzierung kein lokales Problem ist, sondern ein „grundsätzliches“, wie Kollmann sagt: „Überall in der Republik stehen Aufzüge und Rolltreppen still, müssen Bahnhöfe, Haltestellen, Fahrzeuge und technische Einrichtungen dringend erneuert werden. Das ist von den Kommunen und den Verkehrsunternehmen allein nicht zu stemmen.“ Der Bund sei gefragt, an dieser Stelle in die Bresche zu springen und die finanzielle Unterstützung für klamme Städte und Unternehmen sicher zu stellen.

Dabei ist die Bogestra mit ihren relativ jungen Stadtbahn-Anlagen, kürzlich wurde noch die Einweihung der U 35 zwischen Bochum und Herne vor 25 Jahren gefeiert, im Vergleich zu anderen ÖPNV-Unternehmen noch recht gut aufgestellt. Investieren muss hingegen auch sie, um den Ist-Zustand zu erhalten: Nach Angaben der Bogestra sind allein in den vergangenen zehn Jahren über 340 Millionen Euro in den Erhalt der Infrastruktur geflossen.

Baustellen bleiben Rolltreppen und Aufzüge

Ein Schwerpunkt war unter anderem in den vergangenen beiden Jahren die Erneuerung eines rund 35 Jahre alten mechanischen Stellwerks unter dem Bochumer Hauptbahnhof für rund sieben Millionen Euro. Etliche weitere überalterte Stellwerke schleppt das Verkehrsunternehmen hingegen noch mit sich herum. Die Auswirkungen spürten die Kunden schon jetzt: Störungen in den betagten Anlagen sorgten für Probleme und Verspätungen im Stadtbahnverkehr. Richtig kostspielig werden wird unter anderem ein neues Stellwerk für die U 35, das jetzt in die Planungsphase gegangen ist und für das rund 40 Millionen Euro an Kosten veranschlagt werden.

Eine Baustelle für die Bogestra bleiben Rolltreppen und Aufzüge. Aktuell wird etwa der Schrägaufzug am Hauptbahnhof, der auf die Verteilerebene führt, für 150 000 Euro saniert. Mitte Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Bei Rolltreppen liegt die „Lebenserwartung“ bei rund 25 Jahren. 40 von ihnen hat die Bogestra in den vergangenen fünf Jahren in Bochum, Gelsenkirchen und Herne für rund zehn Millionen Euro erneuert. 163 Rolltreppen unterhält das Unternehmen insgesamt. Auch in diesem Bereich besteht weiterer Sanierungsbedarf. Auch hier muss die Finanzierung geklärt sein. „Sonst stehen die Systeme irgendwann nicht mehr zur Verfügung“, warnt der Bogestra-Sprecher. „Das Kind darf nicht so tief in den Brunnen fallen, dass wir es nicht mehr herausbekommen.“