Bochum. . Der Mann mit Mutterwitz füllt beim Zeltfestival locker das Sparkassenzelt. Mit jährlich ausgereifterem mimischen und schauspielerischen Können lässt Frank Goosen seine Helden des Alltags lebendig werden. Ein neues Buch ist in Arbeit. Darin geht es um (Sch)Leckmuscheln.

Stehtisch. Flasche Wasser. Er. Frank Goosens Sprach- und Mutterwitz braucht keine Kulisse. „Dat is ‘n Laberkopp – aber ‘n richtig Guten“, schwärmt Heinz in Reihe 14 seiner Else vor. Mehr als 2000 Besucher sind es, die Goosen (48) beim Zeltfestival im Sparkassenzelt sehen wollen. Nebenan spielt Comedy-Star Johann König. Für den reicht das kleinere Stadtwerkezelt.

Als (welch furchtbarer Begriff) Revier-Autor, der seinem geliebten Pott literarisch auf die Pelle rückt, hat sich Frank Goosen längst etabliert. „Liegen lernen“, „Weil Samstag ist“, „Radio Heimat“ oder zuletzt der „Raketenmann“: treffliche, schreiend komische, abgrundtief traurige Milieubeschreibungen mit hohem Wiedererkennungswert. Geschrieben ausgerechnet von „einem vonne Alleestraße, wo früher der Bücherbus mit verdunkelten Scheiben durchgerast ist“.

Einer von hier. Einer von uns. Sein Schaffen passt weiterhin prima zwischen zwei Buchdeckel. Doch mehr und mehr entwickelt sich der 48-Jährige vom Vorleser und Erzähler zum Komödianten. Zum – Neudeutsch – Stand-up-Comedian.

Helden des Alltags werden lebendig

So auch bei seinem schon traditionellen ZFR-Heimspiel. Mit jährlich ausgereifterem mimischen und schauspielerischen Können lässt er seine Helden des Alltags lebendig werden. Seine verehrte Omma „mit die tofften Rouladen“. Tante Anni mit dem V-Ausschnitt-Häkelpullover. Seine beiden Thronfolger. Uns EinmalVfLimmerVfL-Verrückten: Ihnen allen gibt Goosen nicht nur Stimme, sondern Statur. Neuerdings singt er sogar: seinen Jugend-Blues-Knutsch-Hit „Dreams“, und das gar nicht mal schlecht!

Für das Zeltfestival hat er einen Mix aus Klassikern („Bei mir begann der Haarausfall mit zwölf – zwei Stunden, nachdem ich zum ersten Mal an mir rumgefummelt habe“) und neuem Material zusammengestellt. Die ersten Auszüge aus seinem neuen Buch, das er gerade schreibt, sind verheißungsvoll. Nur so viel: Es geht um (Sch)Leckmuscheln. Der wiedererwachten VfL-Begeisterung vieler Zelt-Besucher gibt er reichlich Nahrung: gerade jetzt, „wo auf Schalke und in Dortmund wieder die Angst umgeht vor dem schlafenden Riesen“.

Nein, Goosen hat keine Ambitionen, in die Lachnummer-Liga der Atzes, Nuhrs oder – Gott bewahre – Ceylans zu wechseln. Doch wundere sich niemand, wenn er eines Tages den Barth macht und ein ganzes Stadion füllt. Welches? Wat ‘ne Frage!
WAZ-Wertung: