Bochum. Nach sechs Brandstiftungen sind die Anwohner mehrerer Hochhäuser am Hustadtring besorgt und verunsichert. Vermieter VBW und die Polizei informierten 200 von ihnen bei einer Veranstaltung auf dem Brunnenplatz in der Hustadt. Eine der Maßnahmen: Es werden Videokameras in den Häuser installiert.

Mehr als 2000 Menschen leben in den 700 Wohnungen der VBW Bauen und Wohnen in der Hustadt. Menschen aus 30 Nationen. Viele sind nach der jüngsten Brandserie in drei Hochhäusern am Hustadtring besorgt und verunsichert. Etwa 200 von ihnen kamen zu einer Info-Veranstaltung von VBW und Polizei auf dem Brunnenplatz.

„Wir werden den Täter kriegen. Es ist nur ein Frage, wann“, versicherte Polizeihauptkommissar Friedhelm Gropp, der Leiter der Wache Süd-Ost. Die Polizei setzt vor allem auf starke Präsenz von uniformierten und zivilen Beamten vor Ort und auf die Mitarbeit der Anwohner, nachdem zwischen dem 28. Juni und dem 2. September sechs Mal im Keller der Hochhäuser Brände gelegt wurden.

VBW will Missstände so schnell wie möglich beheben

„Sie haben Recht“, räumte VBW-Prokurist Uwe Davidsohn in vielen Fällen von Anwohnerkritik ein und kündigte an, es werde Abhilfe geschaffen. Dazu gehöre, dass in den Häusern tätige Handwerke angehalten würden, Haus- oder Kellertüren nicht zu blockieren. Das aber müssten auch die Anwohner vermeiden, um es dem Brandstifter so schwer wie möglich zu machen, noch einmal ein Feuer zu legen.

Seit 2010 investiert die VBW in der Hustadt. Bis 2015 werden es 10 Millionen Euro sein.

„Es kommt auf sie an“, so Kriminaldirektor Werner Brückner, der an die Anwohner appellierte, die Kellergänge von Sperrmüll frei zu halten, in den privaten Kellerräumen zumindest nicht direkt an den Holzgittern brennbares Material zu lagern und die Augen offen zu halten. Vor allem, wer fremde Personen in den Häusern bemerke, solle die Polizei informieren. Im Brand- und Rauchfall, so rate die Feuerwehr, sollten die Mieter erst einmal in ihren Wohnung bleiben und die Türen verschließen.

Täter mit Ortskenntnis

Bislang seien nur wenige Hinweise bei der Ermittlungsgruppe eingegangen. Was das Täterprofil betrifft, so geht die Polizei von großer Ortskenntnis des oder der Täter aus. Auffällig sei, dass die Hausbewohner offenbar nicht bewusst geschädigt werden sollen. Brückner: „Sonst wären zum Beispiel Brandbeschleuniger verwendet worden.“

Etwa 200 Anwohner informierten sich auf dem von Hochhäusern gesäumten Brunnenplatz in der Hustadt.
Etwa 200 Anwohner informierten sich auf dem von Hochhäusern gesäumten Brunnenplatz in der Hustadt. © MATTHIAS GRABEN

Vermieter VBW weitet derweil seine Maßnahmen aus. Prokurist Uwe Davidsohn kündigte an, dass Videokameras in den Häusern installiert werden, sowohl „scharfe“ als auch Attrappen. Außerdem lobe das Unternehmen eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise aus, die zur Aufklärung der Brandserie führen. Er appellierte an die Einwohner, künftig die mit Knaufen versehenen Kellertüren nicht mehr offen stehen zu lassen. Zudem kündigte er an, alle Mieter werden am Montag eine weitere Einladung in ihrem Briefkasten haben. Es gehe darum, bürgerschaftliches Engagement zu organisieren. So hatte ein Mieter angeregt, Anwohner könnten abends kontrollieren, ob die Kellertüren verschlossen sind.

Lob und Kritik von Anwohnern

„Es ist erst einmal gut, dass die VBW sich so kümmert“, sagten etliche Bewohner wie etwa Student Martin Wilken (23) oder Edeltraut Steffan (74), die seit 30 Jahren in der Hustadt lebt. Aber es gab auch Kritik. „Die jetzt von Mietern vorgeschlagenen Maßnahmen hätte die VBW schon längst erledigt können“, so Herbert Schumann (77).

Vieles in den Häuser sei im Argen. Es hatte Kritik daran gegeben, dass man mit dem Aufzug ungehindert in den Keller fahren könne. „Das sollte nur mit einem Schlüssel möglich sein“, so eine Anwohnerin. Viele Kellerfenster seien kaputt und würden nicht repariert werden, gleiches gelte für Türen, Rauchmelder fehlen. Und dass der Notdienst bei Anrufen argumentiere, er sei nicht zuständig, dürfe nicht mehr passieren.