Bochum. Im tiefsten Bochumer Süden liegt der ,Tierschutzhof im Ruhrtal’. Winfried Kaiser hat sich dort einen Lebenstraum erfüllt - er rettet Pferde und Hunde vor dem Tod. Die Tiere haben schwere Schicksale hinter sich. Unter Kaisers Obhut blühen sie wieder auf.

Die Rettungsinsel für misshandelte Tiere liegt mitten im Niemandsland. Rauendahlstraße: viele Wiesen, viel Wald, weit weg von allem. Hier hat sich Winfried Kaiser (58) neu erfunden.

Früher war er Optiker, doch das war ihm zu langweilig. Seit 2010 betreibt er den „Tierschutzhof im Ruhrtal“, einen Gnadenhof für dem Tode geweihte Pferde, Hunde und Katzen. In der WAZ spricht er über...

... seine Tiere

Auf dem Hof leben derzeit vier Pferde, drei Ponys, zwei Hunde und sieben oder acht zugelaufene Katzen. Die Tiere haben schwere Schicksale hinter sich. Safira etwa, ein knapp achtjähriges französisches Kaltblut, leidet unter Hufkrebs, die Behandlung ist für das Pferd schmerzhaft und für den Verein teuer. „Sie benötigt täglich Medikamente, wir haben dadurch Mehrkosten von 200 bis 300 Euro im Monat“, sagt Kaiser. „Safira verbraucht den Großteil unseres Budgets. Aber die Prognose ist gut.“

Auch die anderen Tiere hatten ein hartes Leben, bevor sie nach Sundern kamen. Ein Pferd wurde abgegeben, weil es nach dem Tod seines Bezugspferdes eine Panikattacke bekam und „im Stall ausgerastet ist“. Ein anderes war eine „Gebärmaschine für die Fleischproduktion“. Ein Pony namens Max arbeitete früher im Zirkus, ein Hund stammt aus einer spanischen Tötungsstation, der andere ist wegen eines weißen Bärtchens am schwarzen Maul für die Zucht untauglich. Das älteste Pony ist über 40. Weil es kaum noch Zähne hat, bekommt es Brei zu fressen.

... die Menschen

„Es gibt eine richtige Ponyschwemme“, so Kaiser. Wenn Kinder mit der Zeit das Interesse an ihrem Geburtstagsgeschenk verlören, solle das Tier weg. „Ein Pony ist kein Spielzeug. Sondern einfach nur ein kleines Pferd.“ Einmal fuhr eine Frau im schicken Cabrio in Sundern vor. Sie wollte ihr Pferd abgeben, Kaiser lehnte ab. „Sie haben das Tier 20 Jahre genossen“, habe er zu ihr gesagt. „Jetzt sorgen sie auch für einen angenehmen Lebensunterhalt!“ Oft gäben Leute ihre Tiere ab, wenn diese krank werden – nur, um Geld zu sparen.

... seine Wandlung zum Tierschützer

Lange führte Winfried Kaiser ein anderes, ein bürgerliches Leben. 2008 zog er von Dahlhausen ins Grüne, kaufte und sanierte ein heruntergekommenes Haus im Ruhrtal. Eines Tages fuhr sein damals achtjähriger Enkel in den Reiturlaub ins Sauerland und erzählte dem Opa von drei verwahrlosten Tieren. „So fing das alles an“ – Kaiser sammelte Spenden, und weil zu seinem neuen Haus Weiden und Ställe gehörten, nahm er bald das erste Pferd bei sich auf. „Zuerst hatten wir keine Ahnung von Pferden. Wir haben allen Tierärzten und Hufschmieden Löcher in den Bauch gefragt.“ Heute sei er der glücklichste Mensch der Welt.

... die Zukunft

Das Wort Gnadenhof mag Kaiser nicht. Er spricht lieber vom „Lebenshof, weil wir in enger Gemeinschaft mit den Tieren leben“. Junge Tiere sollen weitervermittelt werden. Nur die alten Pferde und Ponys dürfen bis zu ihrem Tod bleiben. „Ich weiß, dass ich nicht das gesamte Leid der Welt tragen kann. Aber ich tue, was ich kann.“