Bochum.. Die Stadt Bochum will fahrradfreundlicher werden - aber es gibt auch Zweifel daran. Ein Fahrradfahrer schildert eines der Probleme, mit denen er auf der Wasserstraße konfrontiert ist. Autofahrern sollte “viel mehr bewusst gemacht werden, dass Straßen nicht nur für Autos da sind“.
Lars W. Steinhoff fährt seit drei Jahren fast täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Tour führt ihn von Eppendorf bis zum Trimonte-Park in Wiemelhausen. Die längste Zeit ist er auf der Wasserstraße unterwegs - aber ausgerechnet auf einer neu gebauten Passage nicht immer reibungs- und gefahrlos. Das stößt bei Steinhoff auf Kritik, denn die Stadt hat sich jetzt für die Aufnahme in die „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte“ beworben, um erheblich mehr für die Radfahrer zu tun.
Es geht um das Teilstück an den neuen Auf- und Abfahrten am Oviedoring, zwischen Wiesental und Stensstraße. Wenn Steinhoff, Marketing-Leiter einer Software-Firma, abends über die Wasserstraße nach Hause fährt, wird er in Höhe Wiesental auf einen nagelneuen Fahrradweg geleitet, der sich rund 350 Meter über die Brücke über den Oviedoring hinweg zieht. Anders als vorher, als er auf der dort relativ breiten Straße zusammen mit den Autos fuhr und zügig vorankam, ist Steinhoff nun gezwungen, über vier Ampeln hinwegzukommen, die längst nicht immer eine grüne Welle haben. Das größte Problem besteht aber am Ende des Radweges in Höhe Springorumallee, weil dieser dort völlig abrupt im stumpfen Winkel unmittelbar an der Fahrbahn der Wasserstraße endet. Der Radfahrer muss dort anhalten, um sich eine Lücke im vorbeisausenden Autoverkehr zu suchen, in die er schlüpfen kann, ohne unter die Räder zu kommen.
„Hier hätte man Signale setzen können, dass Fahrradfahrer zu schützen sind“
Erschwerend hinzu kommt, dass die Fahrbahn ab dieser Stelle sehr eng ist und Fahrradfahrer starke Nerven haben müssen, wenn sie von einem Kraftfahrzeug überholt werden (und auch angehupt).
Steinhoff ist kein engstirniger Fahrrad-Radikaler; er weiß, dass man im Leben zu Kompromissen gezwungen ist, und fährt auch selbst Auto. Trotzdem hätte er sich an dieser Schlüsselstelle trotz ihrer Enge einen 80 Zentimeter breiten „Fahrradschutzstreifen“ auf der Fahrbahn gewünscht. „Hier hätte man Signale setzen können, dass Fahrradfahrer zu schützen sind.“ Autofahrern sollte „viel mehr bewusst gemacht werden, dass Straßen nicht nur für Autos da sind“.
Bis 2032 will die Stadt erreicht haben, dass Fahrräder 25 Prozent des Verkehrs ausmachen. Das geht laut Steinhoff aber nur, wenn man den vorhandenen Platz „fair teilt“.