Bochum.. Das musikalische Talent von Schaghajegh Nosrati fiel schon als Kind auf und wurde entsprechend gefördert. Nun gewann die 25-jährige Bochumerin beim renommierten Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig den 2. Preis. Ein Porträt.
Johann Sebastian Bach ist so etwas wie ihr Leitstern. Schaghajegh Nosrati hat seine Musik schon als Kind im Elternhaus gehört, als professionelle Musikerin lernte sie Bachs Systematik und Offenheit schätzen, nun hat die 25-jährige Bochumerin ihren größten Erfolg in seinem Namen errungen. Jüngst gewann sie als einzige deutsche Teilnehmerin beim renommierten Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig den 2. Preis. Ein großartiger Erfolg für die ehemalige Hildegardis-Schülerin, die an der Musikhochschule in Hannover kurz vor dem Examen steht.
Abi an der Hildegardisschule
In Querenburg steht ihr Elternhaus, im Wohnzimmer das Klavier. Mit vier meldeten die musikbegeisterten Eltern, die lange vor ihrer Geburt aus dem Iran nach Bochum gekommen waren, das Mädchen an der Musikschule an. Seit sie sieben ist, hatte sie Privatunterricht bei Rainer-Maria Klaas. Als sie ungefähr elf war, durfte sie miterleben, wie ihr großer Bruder Shafag Nosrati mit den Bochumer Symphonikern spielte – auch er ein ausgezeichneter Pianist, der gleichwohl inzwischen Ingenieur ist und in China lebt.
Deutschlandweit zu Konzerten unterwegs
Schon mit 17 wurde Schaghajegh Nosrati Jungstudentin an der Musikhochschule Hannover, baute „nebenbei“ ihr Abi mit Notenschnitt 1,9. Seither lebt sie in „einem Musikerhaus“ in Hannover, besucht aber immer noch „ein- bis zweimal im Monat“ Eltern und Freunde in Bochum. Daneben geht es inzwischen deutschlandweit zu Konzerten, regelmäßig auch zu Wettbewerben. Jener in Leipzig war ihr ein besonderes Anliegen, eben wegen der Bach-Vorliebe der Solistin.
60 internationale Bewerber
Zunächst wurden aus 60 internationalen Bewerbern 43 per DVD-Sichtung ausgesucht, 36 davon kamen zum zehntägigen Wettbewerb in die Messestadt. Vier Runden waren zu absolvieren, richtig spannend wurde es für die Bochumerin im Halbfinale, in der Musik ist das die Runde der letzten sechs. „Hier flossen auch Tränen“, berichtet die 25-jährige, „schließlich ging es um viel“. Es ging gut aus und im Finale ließ sich unbeschwert aufspielen, es war eine äußerst knappe Entscheidung.
Der ganz große Wurf blieb knapp aus, doch die Bochumerin ist glücklich mit dem 2. Preis, der auch einen Auftritt bei der Liszt-Gesellschaft in Weimar zeitigte. Überhaupt hat der Erfolg schon zu einer Zunahme der Einladungen geführt, sehr wichtig für eine Künstlerin, die kurz vor der kritischen Phase des Übergangs von Ausbildung zu Beruf steht. Aber womöglich legt sie auch noch ein zweijähriges Konzertexamen drauf.
Ihre Stärke ist nicht nur technischer Natur, sie legt großen Wert auf ein akribisches Studium der Literatur. Auch hier bewundert sie Bach, dessen aufklärerische Herangehensweise ihrem Ideal des Musikmachens ganz nahe ist.