Bochum. Eigentlich sollte die aktuelle Ausstellung mit Zeichnungen von Fred Deux im Kunstmuseum groß präsentiert werden – was der Besonderheit dieser Werke aus dem eigenen Bestand des heute fast vergessenen französischen Künstlers durchaus angemessen gewesen wäre.

Aber nun wird „Zeichner sein heißt, sich zu verlieren“ lediglich als verkürzte Übersichtsausstellung in der 2. Museumsetage gezeigt. Grund: Das Untergeschoss des Museums wurde wegen der bevorstehenden Übernahme des umstrittenen Triennale-Kunstwerks „Kunstmuseum“ von Gregor Schneider überraschend belegt (siehe Bericht unten).

Gesamtbild des Schaffens

Die Verlegung der Deux-Arbeiten nach oben hat den Kunstwerken aber nichts anhaben können, im Gegenteil. Eher gewinnt man beim Rundgang den guten Eindruck, dass Deux’ komprimierte Zeichnungen durch die vergleichsweise dichte Hängung ein schlüssiges Gesamtbild des Schaffens des Künstlers erst heraufbeschwören, das womöglich in größerem Rahmen nicht so ausgeprägt wahrnehmbar gewesen wäre.

Fred Deux ist für das Bochumer Museum kein Unbekannter, bereits 1994 widmete das Haus dem 1924 in Boulogne-Billancourt bei Paris geborenen, noch lebendenden Zeichner und Schriftsteller eine umfassende Retrospektive, in deren Folge der Künstler Bochum ein umfangreiches Konvolut seiner Zeichnungen und Grafiken übereignete – Teile dieser größten Deux-Sammlung außerhalb Frankreichs sind nun wieder zu sehen.

Die Schau dokumentiert Fred Deux’ Schaffen von den Anfängen um 1950, als er mit ersten von Paul Klee und Surrealisten wie Max Ernst inspirierten Zeichnungen und Gemälden an die Öffentlichkeit trat, bis in die 1990er Jahre, in denen phantastisch-magische Figurationen den Zeichner auf dem Höhepunkt seiner schöpferischen Kraft zeigten. Abgerundet wird die sehenswerte Ausstellung durch Kupferstiche, die seine Frau Cécile Reims nach Deux’ Zeichnungen anfertigte.

Rätselhafte Bildtitel

Die Motive wechseln zwischen einem erzählerisch-figurativen Duktus und informeller Formgebung; die verrätselten Zeichnungen tragen rätselhafte Titel wie „Meine Ratten“ oder „Vor dem Tod einen Whisky trinken“.

Deux’ so fein gesponnene wie feingeistige Arbeiten fordern Aufmerksamkeit, sie verweigern sich dem raschen Blick, verlangen Geduld und intensives Hin-Sehen. Wem das gelingt, der versteht, was der Künstler meint, wenn er sagt: „Das Leben ist ein Blatt Papier“.