Bochum. „1914 – Mitten in Europa“ heißt die Ausstellung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Essen. Aus Bochumer Sicht besonders interessant: Die zwei „Krieger“, die einst am Eingang des Stadtparks standen, sind nach 30 Jahren wieder öffentlich zu sehen.

. „1914 – Mitten in Europa“ heißt die große Ausstellung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs auf der Kokerei Zollverein in Essen. Das Industriemuseum Rheinland und das Ruhr Museum präsentieren dort 2500 Exponate, viele aus den eigenen Sammlungen, aber auch von 200 Leihgebern. Aus Bochumer Sicht besonders interessant: die beiden „Krieger“, die einst am Eingang des Stadtparks auf Wache standen. Nach über 30 Jahren sind sie wieder öffentlich zu sehen.

Orte, an denen gekämpft wurde

Drei Jahrzehnte sind auch schon wieder vergangen, seit aus den „Helden“, die an die Stand- und Wehrhaftigkeit deutscher Soldaten gemahnten, im Wortsinn „Gefallene“ geworden waren. Das Kriegerdenkmal gegenüber dem Kunstmuseum war nach Entwürfen des Bildhauers Walter Becker 1935 zu Ehren der „im Weltkriege 1914-1918 gebliebenen Helden des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67“ eingeweiht worden. Zu den Inschriften auf den Steintafeln zählt „Trotz Not und Tod vorwärts u[nd] aufwärts“, außerdem sind zwölf Orte in Belgien und Nordfrankreich erwähnt, in denen das Regiment damals kämpfte.

Die zwei überlebensgroßen Soldaten aus Bronze verbinden das Deutsche Kaiserreich ideell mit dem Dritten Reich, sie tragen Uniformen des kaiserlichen Heeres und der Wehrmacht, und hielten gemeinsam eine Standarte, um ihre Verbundenheit zu zeigen.

Deutschnationaler Geist

Das Denkmal gehörte zum „festen Repertoire“ Bochumer Standbilder – wie z.B. der „Löwe“ an der Königsallee – und wurde lange so gut wie gar nicht wahrgenommen, es stand „einfach da“ am Stadtpark. Und doch drückten die beiden Kämpfer immer noch den deutsch-nationalen Geist des Dritten Reichs aus; offenbar deshalb sägten im Februar 1983 Unbekannte die Soldaten oberhalb der Stiefel ab. Die Soldaten stürzten vornüber, und blieben geraume Zeit so liegen.

Bald drängte die Frage, was mit ihnen anzufangen sei. Eine Wiedererrichtung verbot sich inzwischen, nachdem seit den 1960er Jahren mehr und mehr Orte in Bochum erfasst und bezeichnet worden waren, die an die Gräuel der Nazi-Diktatur mahnen. Entsprechend fasste der Stadtrat den Beschluss, die Soldaten nicht wieder aufzurichten, sondern sie ins Stadtarchiv zu verfrachten. An dem Sockel des Denkmals wurde eine Tafel angebracht: „Nie wieder Krieg und Faschismus“.

Wie die Leiterin des Zentrums für Stadtgeschichte, Dr. Ingrid Wölk, schildert, sei auch das Bochumer Archiv in die Vorbereitung für die Weltkriegs-Ausstellung auf Zollverein eingebunden gewesen. Schnell habe sich die Überlegung verfestigt, die Krieger in der Essener Schau auszustellen. Als Beleg für das Nachwirken des Krieges in den Alltag der Menschen bis weit über das Kriegsende 1918 hinaus.