Bochum. Zur Kulturhauptstadt schuf der Bochumer Kulturmacher Christian Eggert (50) Urbanatix. Vier Jahre nach ihrer Premiere wird die Street-Art-Show immer größer und professioneller. Für das Programm 2014 haben die Macher eine besonders aufwändige Bildsprache entwickelt.
Noch vier Monate bis zur nächsten Show. Es wird die sechste sein in der Geschichte von Urbanatix – hätte Christian Eggert das 2010 geahnt, ihm wären wohl einige Sorgen erspart geblieben. „Dass es uns 2014 immer noch gibt, habe ich damals nicht geglaubt“, sagt der Urbanatix-Regisseur und -Erfinder.
Am Montagmorgen steht Eggert (50) in der Jahrhunderthalle und gibt Interviews. Er hat die Medien eingeladen, um die Grundzüge des diesjährigen Programms vorzustellen – und die Medien kommen, schließlich „sind wir die einzigen in der Welt, die diese Art des Entertainment machen“.
Agent von Frank Goosen und Jochen Malmsheimer
Eggert kennt das Geschäft, er war Agent von Frank Goosen und Jochen Malmsheimer, setzte sich für die Gründung des Kulturzentrums Bahnhof Langendreer ein und war Miterfinder der Konzertdisco Riff. Vier Jahre nach der Premiere im Kulturhauptstadt-Jahr hat er auch Urbanatix in Bochums Kulturszene etabliert: Das Street-Art-Projekt wird stetig größer, bekannter, professioneller.
So gehört seit 2013 mit Jerome Krüger (37) einer zum 20-köpfigen Organisationsteam, der sich um ein exklusives Bühnenbild kümmert. Der Mülheimer hat sich für die im November startende Staffel eine „direkte Verschmelzung von Artistik und Videokunst“ ausgedacht: Ein Computer setzt die Bewegungen der Tänzer in Lichtströme um, das Ganze wird dann an die Wand projiziert. „Wir sind noch in der experimentellen Phase“, sagt Krüger, „die Show 2014 wird dreidimensionaler.“ Das Motto lautet „Outside the Box“, sehr frei zu übersetzen mit „quer denken“.
Professionalisierung der Show
Zur Professionalisierung der Show trägt indes nicht nur das Personal bei. Auch die Infrastruktur hat sich weiterentwickelt. Seit ein paar Wochen trainieren die 55 Street-Artisten in einer 1300-qm-Halle am Bahnhof Ehrenfeld. Dort, an der Bessemer Straße, können sie sich endlich richtig vorbereiten. „Wir haben nun die Möglichkeit, das Bühnenbild aufzubauen und es dann auch stehen zu lassen“, sagt Christian Eggert. Früher probte er mit seinen Protagonisten in der Marienkirche, wo nun das Musikzentrum gebaut wird. Doch die letzten anderthalb Jahre war Urbanatix ohne feste Trainingsstätte.
Einer konzentrierten Vorbereitung war das nicht gerade dienlich. Die 2013er-Aufführungen bewältigte die Truppe mit gerade einmal drei Probentagen in der Jahrhunderthalle. „Manche komplexere Sachen haben wir gar nicht ins Programm aufgenommen, weil wir sie nicht proben konnten.“ Das Domizil in der einstigen „Spielfabrik“-Halle soll dem Ensemble also einen weiteren Schub verschaffen. Die Marienkirche, sagt Eggert, „ist für uns ein Herzensort, da waren wir zu Hause. Aber die neue Halle ist einfach besser.“
Ein Umzug in eine Hipster-Stadt wie Köln ist darum nicht angedacht. Eggert: „Bochum ist cool!"