Die Stadt schläft nicht. Sie guckt Fußball. Zumindest der Großteil verfolgte das letzte Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien gegen die USA vor irgendeinem Fernsehgerät oder anderem Bildspendern. Etwas mehr als 9000 friedlich, fröhliche Menschen waren es diesmal beim allerbesten Public-Viewing-Wetter im Westpark. Das ist keine neue Höchstmarke für diese Weltmeisterschaft. Beim ersten Spiel waren es ebenso 9000 Menschen, beim Samstag spiel gegen Ghana 12 500. Da ist nach dem 1:0-Sieg über die USA für die folgenden Spiele – zunächst das Achtelfinale am Montag – noch Luft nach oben.
Viele, viele waren es erneut auch im Bermudadreieck. Trinken und essen alleine oder zu zweit, zu dritt, zu viert. Jubeln wie beim Müller-Tor in der Masse. Wobei es ja lange nichts zu feiern gab – höchsten die Tatsache, dass in Bochum das Wetter besser sein kann als in Brasilien.
Ein Kleinteil aber nutzte die Tiefe des Raumes, das plötzliche Platzangebot in der Stadt und den Geschäften, die fast immer freien Mitarbeiter, weil so viele Fußball gucken wollten. In der Innenstadt hielten nahezu alle Geschäfte und Cafés an ihren normalen Öffnungszeiten fest.
So war die Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse wie für einen Donnerstag üblich, bis 18.30 geöffnet. Ungeachtet der Tatsache, dass sich ab 17 Uhr der Strom der sonstigen Kunden in Richtung Fußball bewegte. Da wurde höchstens noch schnell Geld abgehoben, um das Spiel angemessen mit Getränken begleiten zu können und Bares für ÖPNV oder das Taxi zu haben.
Bei Ebel-Sport versah immerhin ab 18 Uhr nur noch eine Kollegin den Dienst – und das durchaus freiwillig. Dagmar Belli, Store-Managerin bei Brax, hatte es am Nachmittag noch freigestellt bekommen, ob sie um 18 Uhr abschließt oder eben nicht. „Der NRW-Verkaufsleiter war extra hier, hat uns gesagt, dass wir es selbst entscheiden können.“
Bei G-Star-Raw an der Huestraße lief das Spiel auf dem dort immer installierten Fernseher. Drei Mitarbeiter teilten sich die anfallenden Arbeiten und die spärlich hereinkommenden Kunden, „von denen“, so sagte es eine namentlich nicht genannt werden wollende Mitarbeiterin, „es in der Tat nicht so viele gibt, wenn Deutschland um diese Uhrzeit spielt“.
Extra ein TV-Gerät für diese WM ist dagegen in der Sportabteilung von Sport-Vosswinkel aufgestellt worden. Gut für Kunden und Mitarbeiter. Den diesbezüglichen Spitzenplatz aber hatten da die Mitarbeiter der TV-Geräte-Abteilung bei Saturn. Auf mehr als 100 Geräten lief dort das Spiel. Und da sich die Kundenzahl in ganz engen Grenzen hielt, war dort ganz entspanntes WM-Gucken angesagt.