Bochum. Die Bochumer Wollschläger GmbH, Werkzeugentwickler und -produzent, verlegt ihr Lager von Langendreer nach Hamme. 330 Meter lang und 120 Meter breit wird die neue Halle. Investiert wurde ein hoher zweistelliger Millionenbetrag. Wollschläger ist einer der größten Arbeitgeber der Stadt.
Ein Bild mit Symbolcharakter. Für ein Foto im neu entstehenden Warenlager lässt sich Firmenchef Frank Wollschläger mit einem Hubwagen in die Höhe fahren. Von hier lassen sich die Dimensionen der neue Halle halbwegs auf einen Blick erfassen. Sie misst 330 Meter in der Länge – drei Fußballfelder hintereinander also – 120 Meter in der Breite, 14 Meter in der Höhe und ist damit vier Mal so groß ist wie das jetzige Lager.
Sechs Monate noch, dann startet der vielleicht größte und buchstäblich gewichtigste Umzug, den Bochum je erlebt hat. Die Wollschläger GmbH – Werkzeugentwickler und -produzent, Verbindungshandel für Industrie, Mittelstand und Handwerk – und mittlerweile einer der größten Arbeitgeber der Stadt mit 600 Beschäftigten vor Ort und weiteren 600 an diversen Standorten, verlegt sein Lager von der Industriestraße in Langendreer zur Carolinenglückstraße nach Hamme. Zwischen Weihnachten und Neujahr werden Hunderte von Lastwagen rund um die Uhr zwischen den beiden Standorten pendeln.
Eine echte Herausforderung
Eine Woche Zeit bleibt, um die 10.000 Palettenstellplätze und das dreigeschossigen Kleinteilregallager mit 80.000 unterschiedlichen Einzelteilen zu bestücken. Am 2. Januar muss der Laden wieder laufen, müssen Bestellungen von Kunden binnen 24 Stunden überall in Europa ankommen und alles so reibungslos ablaufen wie vor dem Umzug – nur in viel größeren Dimensionen und mit einem neuen System. Eine echte Herausforderung.
„Wir haben uns für eine halbautomatisierte Lösung entschieden“, erklärt Frank Wollschläger. Überall auf der Welt habe er sich umgeschaut, Lagerhaltungen und Umschlagvarianten studiert. Nun ist er überzeugt, die geeignetste Variante gefunden zu haben. Die Halle in Hamme wird einen vollautomatisierten Bereich haben, in dem elektronisch gesteuerte Gabelstapler große Teile rein- und rausbefördern.
Richtig platziert und entnommen werden sie dank elektronischer Codierung und Anforderung. Im Kleinteillager aber werden 120 Kommissionierer in zwei oder Schichten arbeiten, um die immer häufiger online georderten und elektronisch beförderten Warenkörbe für die Kunden zusammen zu stellen. Das gewährleiste eine Höchstmaß an Flexibilität.
Vor anderthalb Jahren begann der Bau der Halle, die fertiggestellt ist und in der schon Regale des Verpackungs- und Versandbereichs stehen. Seit einiger Zeit werden Testläufe absolviert, um für den Tag X gewappnet zu sein. Umgezogen ist bereits die Schweißtechnik sowie die Gerätevermietung, 120 Maschinen mit einem Gesamtgewicht von mehr als 100 Tonnen.
Nachbarstädte hatten um Ansiedlung gebuhlt
Wir bauen unsere Zentrale komplett neu auf“, sagt Frank Wollschläger. Im August werde der Bau eines modernen Verwaltungstrakts beginnen, im November 2015 wird dann auch der „weiße Bereich“ des Unternehmens nach Hamme kommen; allein die Produktion schneidender Werkzeuge bleibt an der Josef-Baumann-Straße.
Geschuldet ist der Umzug dem steten Wachstum einer Firma, die Wollschlägers Vater Heinz 1937 gründete, die seit 1959 in Bochum ist und deren jetziger Standort an der Industriestraße aus allen Nähten platzt. „Ich bin fünf- oder sechsmal in der Stadt umgezogen“, so Wollschläger. „Das hier ist eine Lösung für die nächsten 20 Jahre.“
Wie hoch die Investitionen genau sind, will er nicht verraten. Nur so viel: Es ist die größte in der Firmengeschichte, „ein hoher zweistelliger Millionenbetrag.“ Gerne hätte auch die Nachbarschaft diesen dicken Fisch an Land gezogen. Viele umliegenden Städte, sagt Wollschläger, hätten um die Firma gebuhlt, in Dortmund etwa hätten sie ihm den roten Teppich ausgerollt. Allein das Verwaltungsgebäude hätte manche Kommune gerne auf ihrem Gebiet. „Denn da wo der Firmensitz ist, werden die Steuern bezahlt.“ Die bleiben nun in Bochum. Ausschlaggebend sei gewesen, dass die neue Spaghetti-Lösung für die A40 eine optimale verkehrstechnische Anbindung gebracht habe.
Mit einem Jahresumsatz von 300 Millionen Euro ist die Wollschläger GmbH in ihrer Branche die Nummer zwei in Deutschland. „Wir wollen die Nummer eins werden“, sagt der Firmenchef. Er setzt auf ein bewährtes Motto: „Der Mensch macht den Unterschied.“ Gute und motivierte Mitarbeiter seien ein Teil der Erfolgsgeschichte des Unternehmens. In einer firmeneigenen Akademie sollen sie sich künftig kontinuierlich fortbilden können. Dazu werde es ein großes Weiterbildungsprogramm geben.