.

Bevor Attila in die Schule darf, muss er sich erst einmal richtig austoben. Der Siebenjährige braucht jeden Tag mindestens dreimal eine Stunde Bewegung. Dann erst ist er „vorbereitet“ für den Unterricht. Attila ist ein Hovawart und soll auf absehbare Zeit der Schulhund der Sekundarschule Südwest werden. Derzeit ist er „nur“ der Hund der Klasse 6c, der Klasse von Katrin Dumanli. Ihr gehört Attila. Sie hatte die Idee, ihn als festes Klassenmitglied zu etablieren. Zuvor hatte sie bei Kinder und Eltern gefragt, ob sie das in Ordnung finden würden. „Alle haben zugestimmt“, sagt sie und verweist auf verschiedene Studien, die belegen, „dass Hunde auf das Verhalten und die Entwicklung von Kindern positive Auswirkungen haben“.

Genau das hat Dumanli nach wenigen Besuchen registriert. Seit Januar schaut Attila regelmäßig vorbei. Das erste Kennenlernen mit der 6c, in der es neben zwei Inklusionskindern auch zwei Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten gibt, gab es bei einem Klassenausflug. Seitdem nimmt er am Unterricht teil, darf sich, im Gegensatz zu den Kindern, frei im Raum bewegen. Was er heute ausgiebig macht. „Heute ist er aufgeregter als sonst“, sagt Dumanli beim Besuch der Redakteure. „Das liegt daran, dass so viele unbekannte Menschen da sind.“

Die ungewohnte Situation lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Schnüffelnd läuft er hin und her. „Sonst nimmt man ihn kaum wahr. Er bellt ja auch fast nie“, sagt Philip, der ganz in der Nähe der Tafel sitzt und heute den Kassettenrekorder bedienen darf. Die Hörbuchversion von „In achtzig Tagen um die Welt“ steht auf dem Plan, während Attila seine Runden dreht, sich hier und da ein Leckerli abholt. Bei Samira zum Beispiel, die ihn „einfach lieb und sehr interessant“ findet, oder bei Jeremie. Bei ihm klettert er dafür sogar auf den Tisch. Was kein Problem ist, sondern eher dafür sorgt, dass der Junge, der nicht zu Klassenbesten gehört, eine andere, eine positive Wahrnehmung erfährt. „Hunde sind emphatisch“, sagt Dumanli dazu. „Sie merken, wenn es einem Kind nicht gut geht, dass es vielleicht Probleme hat. Dadurch, dass er sich dann um das Kind besonders kümmert, steigert er das Selbstbewusstsein des Kindes, fördert seine Sicherheit, den Abbau von Angst. Es ist in der Tat so, dass Hunde bei der Integration von Erziehungsarbeit und Stoffvermittlung helfen.“ Der Hund als Entwicklungshelfer – so wie es die von Dumanli angesprochenen Studien belegen: Ruhige, unbeteiligte Schüler werden aus der Isolation geholt; Auffälligkeiten anderer Schüler reduzieren sich. „Am liebsten hätten ihn die Kinder jeden Tag“, sagt Dumanli. Das aber geht nicht. Neben ausgiebiger Bewegung benötigt Attila auch ausreichend Ruhephasen.