Hofstede. .
„Aufhören? Geht nicht. Ich hab’ die doch alle großgezogen!“ Elfriede Fey (74) nimmt einen tiefen Zug von ihrer HB („Die qualm’ ich seit 60 Jahren“) und schaut zu den Stammgästen an der Theke herüber. Haus Fey ohne Elfriede? Das kann, das will sich niemand vorstellen, hier, in einer der urigsten und liebenswertesten Kneipen Bochums.
Das Jubiläum zum 40-Jährigen wurde kürzlich mit Ehrengästen und Grillhähnchen groß gefeiert: Seit 1974 ist Elfriede Fey Wirtin an der Hofsteder Straße. Vor 20 Jahren ist Gatte Gerd „mit 56 viel zu früh weggestorben“ (was sie ihm bis heute übel nimmt). Seither schmeißt das Hofsteder Mädchen den Laden alleine: neben der Gaststätte auch das Hotel mit zehn Zimmern, in denen vornehmlich Monteure ab 35 Euro die Nacht absteigen.
Die Gästezimmer sind dank der Modernisierung nach dem Großbrand 2011 „schöner als dat Savoy“. In der Gaststätte indes ist die Zeit stehengeblieben. Wer wissen möchten, wie eine Kneipe in den 60er und 70er Jahren aussah: Hier gibt’s Heimatkunde live und in Farbe, u.a. mit Riesenpuzzles und Flaschenöffnersammlung. Ein gastronomisches Gesamtkunstwerk, das auch Promis begeistert. Stadtwerke-Chef Wilmert schaut regelmäßig zum Doppelkopf vorbei. Hugo Fiege hat im Haus Fey zum 60. Geburtstag geladen.
Es gibt keine Speisekarte. Doch Strammer Max, Mettbrötchen und Bratkartoffeln sind schnell zubereitet. Wer opulenter dinieren will: Anruf am Vortag reicht. Dann macht sich Elfriede auf, um „bei den Dönninghaus“ Leckeres für die Pfanne zu kaufen. Schön mit Kartoffeln und „Kohlräbskses“: ein Gedicht.
In diesen Tagen wird der Grill angeschmissen: Im Biergarten wird WM gezeigt. Leider ohne Wildschwein Moritz, das es trotz Fütterung mit Frankfurter Kranz dahingerafft hat. Verstärkung leistet neuerdings Enkelin Julia „Julchen“ Gorgs (26). Als Angestellte. Irgendwann als Nachfolgerin von Elfriede Fey. Aber – siehe oben: Noch hält Elfriede die Stellung. „Aufhören? Geht nicht.“