Bochum. Vor drei Jahren entdeckten Ärzte bei Stefan Mauer einen bösartigen Knochentumor im fortgeschrittenem Stadium. „Ich könnte heulend in der Ecke sitzen. Aber: Was würde das bringen?“ sagt der Jungunternehmer kämpferisch. Nun eröffnete der 24-Jährige das trendige Eiscafé „4eck“ an der Bongardstraße.
Spross einer wohlhabenden Juweliersfamilie. Abitur an der Goethe-Schule. Ab 2009 Schiffbau-Studium an der TU Hamburg („Da konnte ich meine technische Begeisterung ausleben“): Das Leben des Stefan Mauer war auf Glück und Erfolg programmiert. Vor drei Jahren bricht die heile Welt abrupt zusammen. Beim Basketballspielen auf dem TU-Campus stellen sich Schmerzen im linken Bein ein. Anfangs wird ein Muskelfaserriss vermutet. Doch die Untersuchung in der CT-Röhre fördert die furchtbare Diagnose zutage: Osteosakrom, ein bösartiger Knochentumor im fortgeschrittenem Stadium.
In der Uniklinik Münster werden 2012 der Oberschenkelknochen und das Knie amputiert. „Es war der Horror“, schildert Stefan Mauer, der lernen muss, mit einer Prothese zu laufen. Sein unbändiger Lebenswille und die unbedingte Unterstützung der Familie und Freunde befördern Therapie und Training. Wo andere verzagen, verzweifeln, aufgeben, schaltet Stefan auf Angriff, blickt unverzagt in die Zukunft. „So ist er eben: ein großartiger Junge“, sagt der stolze Vater Michael Mauer.
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Anfang 2013 scheint das Schlimmste überstanden. „Jetzt erst recht!“: Stefan kehrt an die Hamburger Universität zurück. Krücken und Rollstuhl werden zu selbstverständlichen Begleitern. Da ereilt ihn bei einer Nachuntersuchung die nächste Hiobsbotschaft. Es haben sich Metastasen in beiden Hüften und in der Lunge gebildet. Wieder Münster. Wieder Chemotherapie. Wieder OP. Diesmal wird ihm ein künstliches Becken eingesetzt.
Mehr als die Hälfte der letzten drei Jahre hat Stefan Mauer im Krankenhaus verbracht. Weitere Operationen sind nicht geplant. Tabletten sollen das Wachstum der Krebszellen hemmen. Prinzip Hoffnung. „Klar stellt sich die Frage nach der Lebenserwartung“, sagt Stefan Mauer: „Aber die will ich gar nicht wissen. Ich habe die Krankheit angenommen, habe nie gefragt: Warum ich? Sie ist ein Teil von mir.“
Was kommt, ist wichtig. Nicht, was war. Der 24-Jährige blickt nur noch nach vorn. Mutig. Zuversichtlich. Professionell. Die Eismanufaktur „4eck“ ist seine Mission. Im Blue-Square-Gebäude auf dem Boulevard/Kortumstraße, das Michael Mauer für die Ruhr-Uni umgebaut hat, hat Stefan Mauer „eine neue Lebensaufgabe gefunden“.
Eis aus eigener Herstellung
Unter seiner Regie, nach seinen Plänen und Ideen wurde die altbackene Eisdiele in ein trendiges Eiscafé umgebaut. Die lässig-moderne Inneneinrichtung zeugt von Geschmack, die Silhouette an der Wand mit den prägenden Bochumer Bauwerken von Bodenständigkeit. Das Rüstzeug für die Eisproduktion holte sich Mauer u.a. in Rimini. „Qualität ist das Wichtigste. Bei uns kommt alles frisch aus eigener Produktion“, betont der Jungunternehmer, der für den Start eigens einen Eismacher (Gelatieri) aus Mailand ins Team holte.
Das „4eck“, es ist Stefan Mauers Herzprojekt, die Startrampe zurück ins Leben. Die Krankheit ist weit weg. Heulend in der Ecke sitzen? Dafür hat der Chef gar keine Zeit.