Junge Mutter suchte jahrelang erfolglos nach Arbeit: Als Alleinerziehende hatte sie mit Vorurteilen und Skepsis seitens der Arbeitgeber zu kämpfen. Dann fand sie einen Job, in dem die Arbeitszeiten kompatibel mit den Kindergartenzeiten sind. Nun beweist sie: Kind und Vollzeitjob sind miteinander vereinbar
Bochum. In einer Seitenstraße in Linden, mitten in einem kleinen Obstladen, begann für sie ein neues Leben.
Absagen über Absagen: Zu viele Vorurteile gegen Alleinerziehende
Drei Jahre lang suchte Christina Völkel einen Job. Immer wieder bekam die gelernte Verkäuferin und Mutter eines dreijährigen Sohnes Absagen. Alleinerziehend und eine Vollzeitstelle? „Da gibt es leider zu viele Vorurteile“, weiß die 27-Jährige aus schlechter Erfahrung. Bis sie durch das Jobcenter auf Christina Buschhüter traf. Die 31 Jahre alte Unternehmerin suchte dringend eine Verkäuferin für ihr Geschäft. Dass Christina Völkel alleinerziehend ist, war für sie kein Problem. „Ganz im Gegenteil.“ Mit meinem Freund sprach ich einen Abend vor der Einstellung über die Vor- und Nachteile“, erinnert sie sich. „Die Vorteile überwogen. Sie ist pflichtbewusst, zuverlässig und hoch motiviert.“ Eigenschaften eben, die wohl jede Mutter bieten kann.
Schichtarbeit mit Baby ist nicht drin
Vor ihrer Schwangerschaft hatte Christina Völkel bei einer Tankstelle gearbeitet. Als fest stand, dass sie ein Kind bekommen würde, musste sie vorzeitig in den Mutterschutz. „Wegen der Gas- und Kohlenstoffe wurde mir nahe gelegt, die Arbeit niederzulegen.“ Nach der Geburt von Nico dann die Trennung von ihrem Lebensgefährten, es passte einfach nicht mehr. Christina Völkel zog zurück zu ihren Großeltern nach Hofstede, in ihr altes Kinderzimmer. Rasch musste eine Wohnung für sie und das Baby her, schließlich wollte sie Nico im Kindergarten anmelden – natürlich in der Nähe des Wohnortes. Und eine Arbeit. Zurück in die Tankstelle nach Witten, wo sie vor der Geburt ihres Kindes angestellt war? Undenkbar. „Dort wird in Schichten gearbeitet, oftmals ab fünf Uhr in der Früh“, sagt die Mutter. „Und welcher Kindergarten macht schon um diese Uhrzeit auf?“
Arbeitszeiten mit Kindergartenzeiten vereinbar – nur so kann es klappen
Eine Wohnung fand sie in Weitmar, nicht weit vom Obstladen entfernt, ebenfalls einen Kindergartenplatz. Ihre Arbeit beginnt um halb acht morgens, vorher kann sie Nico problemlos wegbringen. Um 15.30 Uhr ist Schluss. Anschließend holt sie ihren Jungen wieder ab.
Aktionsplan der Alleinerziehenden soll bessere Arbeitschancen bieten
Erfreut über die gelungene Zusammenarbeit zwischen den beiden Frauen zeigt sich vor allem Stefanie Malcherek. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Seit drei Jahren gibt es den Aktionsplan der Alleineinerziehenden. Aus gutem Grund, wie Stefanie Malcherek weiß. „Viele Arbeitgeber befürchten, dass Mütter zu oft krank feiern könnten, der Kinder wegen.“ Genau deshalb wollen sie Arbeitgeber gewinnen, die sich für Alleinerziehende einsetzen. „Darüber hinaus wollen wir die Frauen qualifizieren und motivieren“, sagt auch Johannes Rohleder, Pressesprecher des Jobcenters und bringt das Problem auf den Punkt: „Wer erst zehn Jahre aus dem Arbeitsmarkt raus ist, wird nur sehr schwer wieder eine Stelle bekommen.“