Das einst kleine, 1984 gegründete Ingenieurbüro Jessberger + Partner ist kontinuierlich gewachsen und mittlerweile Teil eines weltweit tätigen Unternehmens mit 5000 Beschäftigten geworden. Am 4. Mai feiert es Geburtstag in der Bochumer Jahrhunderthalle.

In der Turbinenhalle der Jahrhunderthalle feiert das Ingenieur-Unternehmen CDM Smith am Mittwoch, 4. Juni, seinen 30. Geburtstag. Die Deutschland- und Europa-Zentrale von CDM Smith ist Bochum, „Am Umweltpark“ laufen alle Fäden zusammen. Etwa 400 Mitarbeiter an 14 Standorten hat das Unternehmen allein in Deutschland, sie sorgten 2013 für einen Umsatz von etwa 39,5 Millionen Euro.

Eine Spezialität des Unternehmens ist die Vereisung von Böden, wie sie etwa bei der Stabilisierung des Schiefen Turms von Pisa angewendet wurde. Wie das funktioniert? Sie haben einen Kühlschrank“, erklärt CDM-Geschäftsführer Peter Jordan. „Aber es gibt verschiedene Problematiken. Sie brauchen ein bisschen Feuchtigkeit im Boden, was oft nicht der Fall ist. Sie müssen die Beschaffenheit des Bodens kennen, um zu wissen wie er reagiert, wenn Wasser zugeführt wird. Es spielen ganz viele Parameter eine Rolle.“ Der Aufwand sei hoch. „Aber es ist ein absolut sicheres Verfahren. Alle Schächte im Ruhrgebiet sind mit Vereisung geteuft worden. Es gibt kein anderes Verfahren.“

An großen und zum Teil umstrittenen Projekten ist CDM immer wieder beteiligt: an Stuttgart 21 oder am Flughafen Berlin-Brandenburg (Jordan: „Da haben wir das Bodenmanagement gemacht, mit den aufstehenden Gebäuden hatten wir nichts zu tun.“). Aktuelle Projekte sind der Schacht Konrad in Salzgitter, „das ist“, sagt Jordan, „das erste genehmigte Endlager für radioaktive Abfälle“, die Planung für eine U-Bahn Frankfurt oder die Kanzler-U-Bahn in Berlin.

Mit Dr. Peter Jordan, Geschäftsführer der CDM Consult GmBH und Mitgründer des 1997 in dem weltweit tätigen Unternehmen aufgegangenen Ingenieurbüros Jessberger + Partner, sprach WAZ-Redakteur Andreas Rorowski über Strukturwandel, Unternehmensgründungen und bedeutsame Aufträge.

Wenn jemand sie fragt, was sie mit ihrem Unternehmen tun, mit welchen Worten erklären sie das?

Peter Jordan: Wenn sie es ganz einfach machen wollen, alles was mit Boden und Grundwasser zusammenhängt: Altlasten, Deponien, Schächte, Tunnel, Grundwasserreinigung, Reaktivierung von Standorten inklusive Abbruch, Raumluftuntersuchung, Schadstoffuntersuchung in Gebäuden, Hochwasserschutz; eine riesige Bandbreite.

Vor 30 Jahren haben Sie mit zwei anderen Wissenschaftlern der Ruhr-Universität das Ingenieurbüro Jessberger + Partner gegründet. Mit welcher Ausrichtung und Strategie?

Peter Jordan: Sie fangen irgendwann mal an. Drei Geschäftsführer und eine Sekretärin. Wir waren zunächst untergebracht in einem Gebäude der Aral Forschung an der Querenburger Straße; eine schöne alte Villa. Dann hat uns die LEG, heute NRW.Urban, das Gelände hier „Am Umweltpark“ angeboten. Und da haben wir gebaut – erst den technischen Bereich 1989/90 und zehn Jahre später das Verwaltungsgebäude.

Sie waren Wissenschaftler an der RUB. Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?

Wir hatten an der Uni schon ein bisschen Nebentätigkeiten gemacht und gesagt, eigentlich könnten wir eine Firma gründen. Wir hatten aber null Ahnung, was uns erwartet. Technisch waren wir gut ausgebildet, betriebswirtschaftlich null, akquisitionsmäßig nichts, personalmäßig ein bisschen was von der Uni. Es ging nach dem Prinzip learning by doing. Man braucht ein bisschen Mut, aber auch Glück. Glück war auch, dass wir schon Dinge gemacht haben in der Forschung, die man in die Praxis umsetzen konnte. Man muss die Lücken finden, die der Markt gibt.

Was raten sie jungen Wissenschaftlern, die mit dem Gedanken an die Selbstständigkeit spielen?

Sie brauchen eine gute Ausbildung. Und dann fehlt einem viel, was man nicht lernen kann: Wie komme ich an Projekte ran, wie kann ich sie akquirieren. Und wie kann ich das so wirtschaftlich abwickeln, dass noch etwas übrig bleibt.

Welche bedeutsamen Entwicklungsschritte hat ihr Unternehmen weiter gebracht?

Es sind zwei, drei Dinge, die uns in anfangs weit nach vorne gebracht haben. Das waren die Häuser in Dortmund-Dorstfeld, die auf dem Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik standen, und die Schächte in Gorleben. Die wurden im Gefrierverfahren abgeteuft, und für dieses Verfahren waren wir damals schon spezialisiert. 15 Jahre haben wir dort gearbeitet. Und das gab einen Schub.

Sie wurden bekannter?

Genau. Gorleben war ein Geotechnik-Projekt, Dorstfeld ein Umweltprojekt. Dann haben wir die Deponie Nordost in Dortmund geplant, die Henrichs-
hütte in Hattingen. Das hilft schon am Markt. Allerdings hatten wir teilweise außerhalb von Bochum mehr zu tun als in Bochum. Da gab es eingefahrene Strukturen. Erst als der Amtsleiter des Tiefbauamts gewechselt hat, waren wir im Geschäft. Das alles hat uns projektmäßig nach vorne gebracht. Irgendwann hatten wir dann eine Größe von 100 bis 120 Mitarbeitern. Das ist so eine Zwischengröße. An die ganz großen Projekte kommen sie nicht dran und für die kleinen sind sie zu groß. Und dann muss man sich die Frage stellen, was man macht. Als CDM, eine amerikanische Firma, in Deutschland Partner gesucht hat, haben wir das 1997 vollzogen.

Sie waren oder sind an vielen spektakulären Projekten beteiligt, zum Beispiel am Schürmann-Bau.

Nachdem er hoch geschwommen ist. Er ist dann gerettet worden. Heute ist die Deutsche Welle in dem Gebäude.

Künftige Nutzung entscheidet über Umgang mit Altlasten

Lassen sie uns zu Opel kommen. Über die Fläche wird am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des 30-jährigen Bestehens Ihres Unternehmens diskutiert. Sind sie bei den Planungen über die künftige Nutzung eingebunden?

Wir sind noch nicht eingebunden. Wir hoffen sehr, dass es so sein wird, aber dazu laufen im Moment noch Gespräche. Sie können sich vorstellen, dass da jeder rein möchte.

Mit wem sprechen sie: mit Opel, der Stadt, dem Land, mit der neuen Gesellschaft „Bochum Perspektive“?

Es sind ganz viele, mit denen man im Moment spricht. Sinn würde machen, dass die neue Gesellschaft dort die Fäden in der Hand hält.

Die Problematik der Flächen kennen sie? Was muss für die Entwicklung der Flächen getan werden?

Es gibt verschiedene Dinge, die betrachtet werden müssen: zuerst die ganze Altlastensituation. Ist der Boden verunreinigt? Welche Flächen kann ich überhaupt noch nutzen? Wie sieht das städtebauliche Konzept aus? Will ich es zu Wohngebieten machen, muss ich anders vorgehen als bei industrieller Nutzung. Die künftige Nutzung entscheidet darüber, was man mit dem Baugrund tut. Da sind Fingerspitzengefühl und Ideen gefragt, um das richtige dorthin zu bringen.

Was ist bei Opel so spannend? Gibt es eine besondere technische Herausforderung?

Meines Wissens nach ist es mehr oder wenig das, was man an anderen Standorten auch vorfindet und gemacht hat. Wenn man alle Standortentwicklungen zusammen nimmt, das wäre wahrscheinlich Opel. Man muss die Erfahrungen von anderen Standorten nehmen: zum Beispiel von der Henrichshütte, wo sie viele Kellerräume, belasteten Boden und verbackene Schlacke hatten; oder Phönix, da gab es Bergbau. In der Summe gibt es bei Opel wahrscheinlich nichts Neues. Jetzt sind wir auf dem Phönix-Gelände in Dortmund, da gab es Bergbau, Stahlstandorte, da gibt es Altlasten. Wenn mehrere hunderttausend Kubikmeter Kellerraum vorhanden sind, müssen sie sich fragen, was sie damit machen. Sie haben Grundwasser oder Formsande, die belastet sind. Da ist ein gewisses Know-how gefragt.