Bochum. Die ausgewogene Ernährung stehr im Blickpunkt der zweiten Folge des WAZ-Verbraucher-Checks. Die Bochumer Familie Kommorowski öffnete einer Ernährungsberaterin den Kühlschrank. Fazit: alles in ordnung. Denn kleine Sünden sind erlaubt.

Bei den Schoko-Flakes verzieht Gabriele Graf das Gesicht. Ganz im Gegensatz zu Jette und Henri, die die zuckersüßen Kugeln zum Frühstück lieben. 127 Kalorien pro 30 Gramm: Gesund ist anders. Aber kleine Sünden verzeiht die Ernährungsexpertin. Auf das Gesamtpaket kommt’s an. Und das stimmt bei Familie Kommorowski.

Gesünder leben, Geld sparen, der Umwelt Gutes tun: Die Verbraucherberatung und die WAZ machen’s möglich. Beim Verbraucher-Check kommen die Verbraucherschützer zu unseren Lesern in die Wohnung, prüfen, helfen, beraten. Die Themen reichen von Versicherungen bis zum Schimmel.

Nach den Putzmitteln in Höntrop hieß es diese Woche in Weitmar: „Wir schauen in Ihren Kühlschrank.“ Familie Kommorowski gewährte in ihrem behaglichen Eigenheim an der Sylvesterstraße Einblicke in ihre Essgewohnheiten. Die liegen Richard und Carola Kommorowski (beide 42) sehr am Herzen. Die Eltern wollen das Beste für ihre zwei Kinder, achten auf ausgewogene Kost. Doch die reine Ernährungslehre können und wollen der Diplom-Ingenieur und die Diplom-Kriminologin nicht anwenden: „Dazu“, sagt die Mutter, „geht’s bei uns viel zu wuselig zu.“

Frischkäse statt Fleischwurst

Morgens muss es schnell gehen. Papa fährt schon früh ins Büro. Mama, die einen Halbtagsjob hat, bereitet Jette (4) und Henri (10) das Frühstück zu: die Schoko-Flakes. „Klar weiß ich, dass das nicht gerade vorbildlich ist“, sagt sie. „Aber ich bin ja froh, wenn die beiden morgens überhaupt etwas essen.“

Gabriele Graf kann den Zeitdruck als dreifache Mutter gut nachvollziehen. „Doch nur wenige Minuten am Morgen mehr reichen für einen gesunden Start in den Tag“, empfiehlt sie Schmelzflocken mit Banane, Milch, Joghurt.

Alternativen hält die Ökotrophologin auch für das Kindergarten- und Schulbrot bereit. Mama greift zu Fleisch- und Leberwurst. „Das mögen sie am liebsten.“ „Dummerweise ist darin das meiste Fett enthalten, getoppt nur von Salami“, weiß Gabriele Graf. Ihr Tipp: Frischkäse mit frischen Paprika-Stücken. „Ist ruckzuck fertig.“

Um 13 Uhr ist Mama wieder daheim. Jette isst – inzwischen mit gutem Appetit – im Kindergarten. Henri ist mehr der deftige Typ, steht wie die Eltern auf Omas Eintöpfe, Bratwurst, Kartoffelpüree & Co. „Das soll er auch, solange er sich ausreichend bewegt“, sagt die Expertin. Kein Problem: Fußball, Tennis – Henri ist ständig auf Achse.

Süßigkeiten? Klar doch! In der Küche lauert der Schnucker-Schrank. Verbote bringen nichts; das Maß ist maßgeblich, meint Gabriele Graf. Heißt: eine Extraportion am Nachmittag. Das sollte es aber auch gewesen sein.

Zum Abendessen kommt die Familie am Küchentisch zusammen. Es gibt Brötchen, Brot, Wurst, Käse, Tomaten. „Gut so“, sagt die Expertin: „Täglich mindestens einmal gemeinsam zu essen ist für jede Familie sehr wichtig.“ Was, ist dabei weniger bedeutend. Nur harmonisch soll es zugehen.

Und das ist bei den Kommorowskis nun wirklich kein Problem.

Was die Verbraucherberatung empfiehlt

Die Verbraucherberatung hält (nicht nur) für Familien diese Tipps für eine gesunde Ernährung bereit:
– Als Getränke werden Wasser, Kräuter- und Früchtetees und Saftschorlen (ein Teil Saft, zwei Teile Wasser) empfohlen. Hände weg von Eistee und Iso-Getränken!
— Süßigkeiten nicht generell verbieten, aber in Maßen genießen und keinesfalls als Belohnung oder Trost einsetzen. Das Vorlesen einer Geschichte oder ein Stickerbild sind dafür besser geeignet.
– Fertige Milchprodukte wie Joghurt mit Perlen durch Naturjoghurt mit Obst tauschen.
– Die Aussage „Das ist gesund“ ist für Kinder zu abstrakt; der Effekt von guter Ernährung liegt für sie in weiter Ferne. Besser: von leckeren Sachen zu schwärmen und selbst zu essen. Dann greifen auch die Kinder irgendwann zu!
– Abgelehnte Lebensmittel immer wieder anbieten, in möglichst appetitlicher Form (Milch mit püriertem Obst, Gemüsesticks mit Dip).
– Produkte mit zugesetzten Vitaminen beim Einkauf meiden.
– Müslis und Frühstückscerealien sollten möglichst viel Vollkorngetreide und wenig bis keinen Zucker enthalten.
– Bei Milch- und Milchprodukten auf den Zuckergehalt achten.
– Zuhause selbst kochen und sich zumindest am Wochenende Zeit nehmen, mit den Kindern gemeinsam etwas zuzubereiten.

Ausführliche Informationen zu allen Fragen rund um die Ernährung hält die Verbraucherberatung an der Großen Beckstraße 15 bereit. Im Internet können Lebensmittel mit einem Ampelcheck der Verbraucherzentrale getestet werden: www.ampelcheck.de