Moderne Kunst wie sie gegensätzlicher nicht sein könnte, zeigt die Galerie m in der Doppelausstellungen von Antje Dorn (Malerei) und François Perrodin (Wandplastiken). Gerade die Verschiedenheit der Werkkomplexe macht überraschende Sichtweisen möglich.
Sowohl die Berliner Künstlerin Antje Dorn (*1964) als auch Francois Perrodin (*1956, Paris), gehören zu den m-Künstlern, die schon in der Galerie in Weitmar vertreten waren. Wie letztens in ihrer Schau „Milkyway“ nutzt Dorn auch in ihrer Gemälde-Serie „Bauten“ die Gestaltungsfreiheit der Malerei, um ihre Fantasiewelten zu füllen, diesmal mit Architekturmotiven.
Wandobjekte verändern sich
Farbig und verspielt kommen die Bilder daher, deren Konstruktionen sich der Schwerkraft widersetzen; Dorns „Bauten“ scheinen zu schweben vor dem monochromen Hintergrund. Ihre Architekturkomplexe aus Quadern und Würfeln, Treppen und Rampen wirken ausbalanciert, und sind doch „Luftschlösser“, eingekapselt in ein Wechselspiel aus Abstraktion und Gegenständlichkeit.
Dorns Bilder wirken „harmlos“, aber je länger man sie betrachtet, desto offenkundiger kehrt das Absurde als erzählerisches Element wieder, wenn zum Beispiel Rampen wie Sprungbretter in den leeren Raum ragen oder einzelne geometrischen Formen eine eigenständige Beweglichkeit entwickeln.
Ganz anders, aber ebenso vertraut-verwirrend in ihre Wirkung: die monochromen Wandobjekte von François Perrodin, die vor der weißen Wand der Galerie dem Betrachter unmittelbar begegnen. Während diese Arbeiten frontal gesehen als bemalte vieleckige Flächen erscheinen, verändert sich ihre Kontur, je nach dem, wie der Betrachter sich im Raum bewegt.
„Das Objekt bleibt dasselbe, doch die Art, wie wir es betrachten, wird durch den Kontext verändert“, so der Künstler. Die verschatteten Grautöne, denen Grün, Blau oder Violett beigemischt wird, sind so gewählt, dass sie ein subtiles Spiel von Licht und Schatten zulassen. Die Objekte geraten so optisch in Schwingung, vermitteln ein Gefühl von Leichtigkeit und sanfter Bewegung – jenes Wahrnehmungs-Phänomen, das sich auch in der Betrachtung der Bilder von Antje Dorn feststellen lässt.
Rationalität und Intuition: Was wie ein Gegensatz-Paar erscheint, offenbart sich in den Werken von Antje Dorn und Francois Perrodin als Ausprägungen derselben ganzheitlich-künstlerischen Einheit.