Bochum.


Eine halbrunde Leinwand durchzieht den hinteren Raum im Theater Unten. Zu Anfang des Tanztheaterstücks „Momentum“ ist darauf das Gesicht einer jungen Darstellerin zu sehen. Die hübschen Augen schauen neutral, vielleicht fragend.

Im Verlauf des Abends tauchen immer wieder alle der 13 Akteure vom Jungen Schauspielhaus auf. Geschickt spielt die Inszenierung von Kama Frankl, die am Mittwochabend Premiere feierte, mit der Fiktion der Video-Leinwand (toll eingerichtet: Christopher Deutsch) und den gespielten Szenen im Vordergrund.

Um Schein und Sein

Mit den Mitteln des HipHop und des zeitgenössischen Tanzes erarbeiteten Choreographin Kama Frankl von Junges Pottporus, der Jugendsparte des Schauspielhaus-Tanzpartners Renegade, und der Videokünstler Deutsch in „Momentum“ ein Wechselspiel zwischen Fiktion und Realität, inszeniert durch die ständige Verknüpfung von Raum, Licht und Bewegung. „Momentum“, das heißt „Bewegung, Grund, Einfluss“ und kommt aus dem Lateinischen „movere“ – bewegen. Der Titel des Abends verweist auf Schein und Sein, auch auf die Suche nach Identität.

Das ist wichtig in einem Stück von und für junge Erwachsene. Was ist Zufall? „Wie kommt es, dass Sie und ich heute in diesem Raum sind?“, fragt eine junge Frau. Ein Darsteller erzählt, wie er einer alten Frau helfen wollte. Sein zweites Ich gibt eine entblößende Version der Geschichte auf der Leinwand preis – eine äußerst witzig dargestellte Szene. Zwischendrin gibt es Ensembletänze zu einer großen Bandbreite von Musik. Mal sind es harte Elektronik-Beats, mal Swing-Klänge, romantische Klavierauszüge oder live gesungene A-Capella-Versionen aktueller Popmusik.

Die schönsten Szenen gelingen den Akteuren im Alter zwischen 17 und 23 in den Paartänzen. Da sind Momente von Flucht und Annäherung zu sehen, von Verunsicherung, aber auch von vertrauensvoller Hingabe und Freude.

Insgesamt aber hat die Aufführung einen zu philosophischen Ansatz. Die Geschichten speisen sich aus Texten von der Antigone über aktuelle Nachrichten bis hin zu improvisierten Szenen aus Alltagserlebnissen. Das will nicht so recht zu den Tänzen passen.