Der Wald kann noch warten. Frithjof Schnurbusch, der so aussieht wie Schauspieler Armin Rhode in jung und schmal, nimmt die Kinder der Kindertagesstätte Lennershofstraße auf dem Kindergartengelände zunächst mit zu den Büschen am Rand. „Macht mal so“, sagt er und bildet mit Daumen und Zeigenfinger der rechten Hand einen Kreis. „Macht mal so“, sagt er, macht das gleiche mit der linken Hand und setzt die „Fingerbrille“ auf. „Schaut euch mal um. Was seht ihr?“ Alles so schön grün hier.
Geplant ist an diesem Tag ein Walderkundungstag für die Vorschulkinder. „Wir versuchen zu den wechselnden Jahreszeiten in den Wald zu kommen“, sagt Erzieherin Ursula Preissing, die die „Waldkinder“ mit Christiane Lauterbach-Gürke begleitet. „Das schaffen wir nicht immer.“ Im zweiten Jahr aber hat es die Einrichtung, die vom Akafö betrieben wird und für die Kinder der Studierenden ist, hinbekommen, Falkner und Sozialpädagoge Schnurbusch für den Erklärungsversuch Wald zu gewinnen.
Er macht das oft und vielerorts im Jahr. Er weiß, „dass es keinen Unterschied macht, ob ich Einrichtungen auf dem Land oder in der Stadt besuche. Die Kinder haben heutzutage alle wenig Ahnung von der Natur“. Dabei ist sie kinderleicht zu verstehen. Er klärt die Kinder zunächst auf, was sie für einen Waldgang alles brauchen. Außer wetterfester Kleidung. „Um da Dinge verstehen zu können, muss man“, fängt er an und zeigt auf sein rechtes Auge, „sehen können“ ergänzt Marc. Es folgt der Fingerzeig zum Ohr, das Reiben der Fingerkuppen, leichtes Schmatzen. Hören, fühlen, schmecken. Die Kinder wissen Bescheid und können ihm auch folgen, als er sie fragt, was noch fehlt und er sich an die Stirn tippt. „Genau, Köpfchen. Ohne Köpfchen muss man nicht in den Wald gehen.“
Schließlich gilt es, Zusammenhänge zu verstehen. So wie an diesem Baum – immer noch auf dem Kindergartengelände. Mariana darf das Moos im Knick des Baumes anfassen, als Schnurbusch Wasser den Baum herunterlaufen lässt. „Warum ist genau an dieser Stelle Moos?“ „Weil sich das Wasser dort im Knick länger aufhält.“
Später im Wald hat er weitere Aufgaben und Fragen für die junge Gruppe. Warum wachsen Bäume schief? Sucht ein Blatt mit einem Loch. Warum hat es ein Loch? Wo gibt es mehr Insekten? Im Wald oder auf dem Parkplatz? Das Entstehen des Jahresringe wird zur Gruppenaufgabe. Drei Kinder bilden den ersten Ring, vier den zweiten, fünf den dritten. „Und“, fragt Schnurbusch, „kann der Wind diesen Baum jetzt schnell umschmeißen?“ Natürlich nicht.
Zurückgekehrt auf das Kindergartengelände gibt es dann noch eine Kurzeinweisung Greifvögel. Schnurbusch hat Harald, Babajaga und Ivan mitgebracht. Die ganz Mutigen dürfen einen Vogel auf den Arm nehmen – und werden auch das nicht mehr vergessen.