Hasserfüllte Leserbriefe voller Obszönitäten und rassistischer Vorurteile, aus denen absurde Belehrungen über das angeblich muslimisch bedrohte Deutschland oder gleich handfeste Gewaltfantasien erwachsen: All das sorgte im Prinz-Regent-Theater für nicht selten hysterische Lachanfälle auf und vor der Bühne.

Mely Kiyak, Deniz Yücel und Yassin Musharbash lasen dort ein „Best-of“ der Zuschriften vor, die ihnen ihre journalistische Arbeit bisher eingebracht hat. „Hate Poetry“ heißt diese Veranstaltung, mit der die Journalisten seit zwei Jahren touren. Was sie lesen, ist harter Stoff, vulgär allemal, Ausdruck geschlossen rechter Weltbilder, und erstaunlich einheitlich in der Themen- und Wortwahl.

Man sei „garantiert kein Rechter, eher ein Aufrechter“, natürlich, sorge sich aber um die Rolle der Frau im Islam und verabscheue Gewalt. „Schön, dass Sie zwischen zwei Ehrenmorden noch die Zeit für eine Kolumne gefunden haben“, „gratuliert“ ein Leser TAZ-Autor Deniz Yücel. Mely Kiyak, Niedersächsin mit türkisch-kurdischen Wurzeln, bekommt zum Rassismus die sexistische Herabwürdigung gleich noch mit dazu. Lachen, so ZEIT-Autor Musharbash in seinem Schlusswort, dürfe man über diese Tiraden gerne. Aber den Abend müsse man dennoch als „emanzipatorischen Akt“ verstehen: Präsentiert man die Hassbriefe einem lachenden Publikum, drücke dies vor allem die Weigerung aus, sich zum Opfer von Rassismus machen zu lassen.