Zwei Ausstellungen in der RUB-Bibliothek beleuchten die Propaganda im Ersten Weltkrieg. Kunst trifft Wissenschaft. Bilder und Postkarten im Fokus.
Wie geriet die Welt vor 100 Jahren ins Taumeln? Die Propagandamaschinerie rund um den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 stellt eine Ausstellung in der Ruhr-Universität in den Mittelpunkt ihres Interesses. In der Universitätsbibliothek sind in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutschlandforschung zwei Ausstellungen zu sehen: die Kunstausstellung „Ypern mon amour“ des Fotografen Harald Reusmann und des Bildhauers Frank Wolf (beide Essen) und - quasi als historische Hintergrundinformation - die Plakatausstellung „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“ der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Im Zentrum der Kunstausstellung steht die Skulptur „Der Körper des Soldaten“. Frank Wolfs Skulptur zeigt eine geisterhafte Soldatengestalt, beschriftet mit Propaganda und Soldatenstimmen, halb der Tod, halb lebendig, das Zusammentreffen vergangener und zukünftiger Menschen, die, so der Künstler, wie geisterhafte Partisanen in uns hausen“. Umgeben ist diese Skulptur von fast 40 Montagen, die von Reusmann verfremdete und satirisch überzeichnete Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg zeigt. Die kleinen, postkartengroßen Quellen sind zudem in Vitrinen präsentiert. Über diesem Arrangement hängt zudem eine Montage auf einer im Aufgang hängenden Fahne.
Prominente Podiumsdiskussion
Die Ausstellung wird am kommenden Donnerstag (8.5., 18 Uhr) mit einem spannenden Programm eröffnet. Nach den Grußworten der Veranstalter, Dr. Erdmute Lapp für die Universitätsbibliothek und Prof. Dr. Werner Voß, als Geschäftsführer der Deutschlandforschung, wird sich eine prominent besetzte Podiumsdiskussion dem Thema „Ein Bild machen vom Krieg“. Für den angekündigten Altrektor Prof. Dr. Petzina, der leider absagen musste, springt dabei Prof. Dr. Sibu Janssen (Köln) ein. Er wird mit Prof. Dr. Mirjana Stancic und Dr. Dr. h.c. Klaus Waschik sowie Moderator Dr. frank Hoffmann unter anderem über die visuellen Propagandaaktivitäten der Weltkriegsprotagonisten diskutieren.
Neben dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema werden auch direkte Quellen zu Gehör kommen. Aus Feldpostkarten des Ersten Weltkriegs lesen der ausstellende Künstler Frank Wolf und die bekannte Sopranistin Katrin Müller. Nach der Schau in der Universitätsbibliothek zieht der künstlerische Teil der Ausstellung weiter und wird von Juni bis September in der Gedenkstätte Abri-mémoire Vieil Armand (Hartmannsweilerkopf) in Uffholtz in Frankreich zu sehen sein.
Die beiden Ausstellungen sind vom 8. Mai bis zum 4. August innerhalb der Öffnungszeiten der UB (Mo-Fr 8 bis 24, Sa 11 bis 20 und So 11 bis 18 Uhr) zu sehen. Die Vernissage am Donnerstag 8. Mai, 18 Uhr, findet in Raum 09 in der Etage 1 der Bibliothek statt.
Künstlerführungen durch die Ausstellung „Ypern mon amour“ von Harald Reusmann und Frank Wolf sind angesetzt für den 27. Mai, den 24. Juni und den 29. Juli. Treffpunkt dafür ist jeweils um 18 Uhr der Eingang der Universitätsbibliothek.
Eine Ringvorlesung, die ebenfalls zum Thema passt, wird vom Institut für Deutschlandforschung angeboten: „Von der Urkatastrophe zur Wiedervereinigung Europas? Eine Jahrhundertbilanz (1914 bis 2004)“ findet mittwochs 12 bis 14 Uhr in GB 04/86 statt.