Die Fernsehkameras sind auf den Angeklagten im Schwurgerichtssaal gerichtet. Erkannt werden will er nicht. Der 38-jährige Bochumer hält sich einen Ordner vors Gesicht. Die Tat, die ihm zur Last gelegt wird, endete für einen Angestellten einer Wittener Werkstatt fast tödlich.
Der Angeklagte soll auf sein Opfer fünfmal wutentbrannt eingestochen haben: so lange, bis die Klinge abbrach. Oberbauch und Lunge waren schwer verletzt. Laut Staatsanwaltschaft sei der Mann nur durch eine schnelle ärztliche Versorgung gerettet worden. Sie wirft dem Angeklagten, einem zweifachen Familienvater, versuchten Totschlag vor. Ihm drohen bis zu elf Jahre Gefängnis.
Bislang wollte sich der 38-Jährige nicht zu den Vorwürfen äußern, räumte nur Drohungen ein. Im Gespräch mit einer Gutachterin aber gestand er die Messerstiche. Der Auslöser offenbar: Eifersucht.
Seine Frau lernte einen anderen Mann kennen, der sich mit Geschenken bei den Kindern des Angeklagten immer beliebter gemacht haben soll: der Werkstatt-Angestellte. Am 26. Oktober 2013 soll der schwelende Streit eskaliert sein.
Wutentbrannt stürmte der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft zur Werkstatt, stellte den Nebenbuhler zur Rede und stach immer wieder auf sein Opfer ein. Daraufhin soll der Bochumer ins Ausland geflüchtet sein. Monate später konnte er am Düsseldorfer Flughafen festgenommen werden. Angeblich wollte er sich der Polizei stellen.
Möglicherweise spielte der schwer verletzte Mann eine größere Rolle als bislang gedacht. Er soll den 38-Jährigen auf dem Werkstattgelände mit einer Pistole bedroht und sogar abgedrückt haben. Das sagte der mutmaßliche Messerstecher im Gespräch mit der Gutachterin. Ein Polizist bestätigte vor dem Landgericht eine Ladehemmung der Waffe. Erst aufgrund des Pistolenangriffs habe er sich nahe der Werkstatt ein Messer besorgt.
Bis Ende Mai sollen noch weitere Zeugen gehört und ein psychologisches Gutachten erstattet werden.