„Da lebt man 30 Jahre auf einer Bombe – und ist selbst Feuerwerker.“ Das sagte gestern der 70-jährige Peter Geutner, der in einem gepflegten freistehenden Einfamilienhaus an der Straße „In der Provitze“ in Hofstede wohnt. Als „Militärfeuerwerker“ hatte er bis 1982, als Angestellter der Bundeswehr, selbst Bomben entschärft. Nun fügte es der Zufall, dass rund 70 Jahre lang ausgerechnet auf seinem eigenen Grundstück so ein gefährliches Ding schlummerte.
„Kollege“, rief eine Frau ihm gestern Vormittag zu, bevor er zur Sicherheit mit seiner Ehefrau und seiner Hündin sein Zuhause verlassen musste. Die Ruferin heißt Tanya Beimel und ist ebenfalls Feuerwerkerin. Zusammen mit ihrem Kollegen Rainer Woitschek sorgte sie am späten Mittag dafür, dass nicht nur die Bombe in Geutners Garten, sondern auch eine auf dem benachbarten Grundstück eines Mehrfamilienhauses unschädlich gemacht wurde.
Während die beiden Spezialkräfte vom Kampfmittelbeseitigungsdienst in rund vier Metern Tiefe Hand anlegten und Nerven aus Stahl bewiesen, nutzten die Eheleute Geutner die Zwangsräumung dazu, Spargel in Kirchhellen einzukaufen. „Es belastet mich nicht so sehr“, sagte der 70-Jährige, der seit 1982 als Fahrlehrer arbeitet. Wenn man bedenke, was die Betroffenen damals im Krieg mit den Bomben erlebt hätten, sei das hier „Peanuts“. Seine Frau erklärte aber: „Ist schon ein komisches Gefühl, wenn wir wegfahren. Aber es geht schon gut.“
Ging es auch: Gegen 14.45 Uhr - nach zwei Stunden reiner Entschärfungsarbeit - gab die Feuerwehr, die mit der Polizei, dem DRK und der Bogestra die ganze Evakuierung organisiert hatte, Entwarnung. Zu diesem Zeitpunkt waren die Aufschlagzünder erfolgreich ausgebaut.
Anfangs hatte es allerdings ein paar Hindernisse gegeben, berichtetet Feuerwehr-Sprecher Stefan Nowak. Die Zünder seien stark verformt gewesen. Dadurch zog sich die Entschärfung länger hin. Insgesamt mussten zwischen 10.30 und 12.30 Uhr die Wohnungen von 1000 Anwohnern evakuiert werden, im Radius von 250 m um die Blindgänger. Wer nirgends eine Bleibe fand, konnte zu einer Betreuungsstelle gehen, die im und am Gemeindehaus der kath. Kirche St. Nikolaus von Flüe eingerichtet worden war.
Bereits am vorigen Montag war die Betreuungsstelle dort aufgebaut worden; auch da musste eine englische Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg entschärft werden. Sie lag auf dem Sportplatz von Phönix an der Gemeindestraße, direkt hinter dem Gartenzaun der Eheleute Geutner. In Kürze könnte es in Sportplatz-Nähe sogar seine dritte Bombenentschärfung geben. Denn wegen zwei verdächtiger Stellen wird ab nächsten Dienstag erneut gebuddelt.