Bochum.
Was tun, wenn ein bekannter Nazi-Kader plötzlich im Seminar neben einem sitzt? Seit dem „Outing“ eines Dortmunder Neonazis in einem Jura-Seminar der Ruhr-Universität im Dezember hat sich die Hochschule mit dem Thema auseinandergesetzt. Zum Semesterstart ist nun eine Kampagne das Ergebnis. „RUB bekennt Farbe“ setzt ein Zeichen gegen Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit und steht auf breiter Basis.
Die Uni-Verwaltung und der Allgemeine Studierenden Ausschuss (AStA) hatten als Reaktion auf die Diskussion rund um das Outing zu einem Runden Tisch geladen. Gut 50 Teilnehmer aus allen Uni-Statusgruppen hatten sich mit Ideen und Vorschlägen beteiligt. Geplant sind nun eine Reihe von Veranstaltungen. „Unser Mittel ist der Diskurs und die Aufklärung. Wir werden deutlich machen, dass wir als Universität für einen respektvollen Umgang miteinander einstehen,“ so Prof. Dr. Elmar Weiler, Rektor der RUB.
Die Kampagne reagiert damit auch auf Forderungen aus dem linken Spektrum, bekannte Nazi-Kader zu exmatrikulieren. Dies ist allerdings rechtlich nicht möglich. „Uns sind da die Hände gebunden“, so die Univerwaltung. Zudem seien bisher auch nur Einzelfälle bekannt, es kam bisher weder zu Werbung, noch Anwerbung, noch einem Auftreten als Gruppierung auf dem Campus.
Erster Schritt ist die Verbreitung des Flyers der Kampagne in den Erstsemester-Beuteln des AStA. in 1500 Begrüßungs-Paketen finden die Neu-Studenten das Statement. Aktionen sind ein Workshop der „Mobilen Beratung“ (4.6.), der das Thema „Braune Kommilitonen an der RUB“ hat und praktische Hilfe zur eingangs gestellten Frage verspricht. Daneben sind ein Konzert (18.7.) und eine Ringvorlesung geplant, an der sich mehrere Disziplinen der RUB beteiligen werden.
Alle Hochschulangehörigen sind ferner aufgefordert, sich an einem Fotowettbewerb zum Thema „RUB bekennt Farbe“ zu beteiligen. Eine Jury wählt die besten Arbeiten aus und kümmert sich um eine öffentliche Präsentation der Fotografien. Die Aktionen sollen im Wintersemester beurteilt und gegebenenfalls fortgeführt werden. Der neue AStA-Vorsitzende Martin Wilken stellt klar: „Rechtsextremisten soll auch in Zukunft klar sein, dass sie hier unerwünscht sind“. Auf die Frage nach der Beurteilung des Outings durch eine vermummte Gruppe von „Antifaschisten“ sagte er: „So wie das gelaufen ist, war das nicht der richtige Weg. Gewalt ist dabei abzulehnen.“ Andererseits sei eine Offenlegung derartiger Aktivitäten „eine gute Idee“.
Die Universität habe bezüglich der Kampagne auch mit der Universität Bielefeld Kontakt aufgenommen, die ähnlich auf eine solche Problematik reagiert hätte.