Bochum . Die Verbindung zwischen Altenbochum und Weitmar ist auf den ersten Blick eine lange, unspektakuläre Straße. Bei näherer Betrachtung finden sich kleine und größere Einzigartigkeiten. Orte mit Blumen, Bier & bayrischer Atmosphäre laden beim Schlendern zum Verweilen ein.
Sie ist keine Schönheit. Die Wasserstraße ist keine Straße der Superlative. Keine Prachtstraße, keine Allee, kein Boulevard, keine Chaussee. Eigentlich sehr unauffällig, so sehr, dass sogar ein für gewöhnlich über die verborgenen Dinge der Stadt gut informierter Freund sagte: „Hmm, ja, Wasserstraße, da kann man halt langfahren“. Doch, wie so oft bei auf den ersten Blick langweiligen Dingen, gibt es doch Reizvolles zu entdecken auf der langen Strecke, die die Wittener Straße mit der Hattinger verbindet, zwischen Altenbochum und Weitmar-Mitte.
Bayern in Bochum
In Altenbochum ist die Wasserstraße ein Gemischtwarenladen. Kleine und größere Ladengeschäfte, Büros und Wohnbebauung wechseln sich ab, sodass es hier ziemlich genau so aussieht, wie es quasi überall im Ruhrgebiet aussieht. Doch dann: vorbei mit dem reinen Ruhrgebiet ein blauweißes Wappen kommt ins Bild. Hartmann’s Wirtshaus thront an der Ecke – und gibt sich urtypisch bayrisch. Weißwürste, Schweinshaxe, Münchner Sauerbraten. Savina Eden, eine diplomierte Ökonomin, führt die Gastronomie seit acht Jahren und versteht ihr Haus als gute Stube Altenbochums. „Wir sind sehr zufrieden hier in Altenbochum“, sagt sie über ihren Standort. „Die Infrastruktur ist, vor allem durch den Altenbochumer Bogen, gut“. Das Wirtshaus funktioniert ordentlich, schaut man sich die zufriedenen Senioren an, die hier zahlreich auf eine Mittagsjause einkehren. Das bayrische Essen gehe gut, meint Frau Eden, doch überregional bekannt sei dann doch eher ihr Putenbrustsalat. Wieder etwas, was unerwartet hinter der Fassade liegt.
Daten und Fakten
515 Hausnummern. Die Wasserstraße ist rund fünf Kilometer lang, und mit Hausnummern von 2 bis 515 versehen. Die Wasserstraße berührt in ihrem Verlauf die Stadt-/Ortsteile Altenbochum, Wiemelhausen/Brenschede und Weitmar-Mitte.
2104 Personen.
An der Wasserstraße leben 304 Personen (davon 146 weiblich) unter 18 Jahren, 1405 Personen (davon 690 weiblich) von 18 bis 65 Jahren und 395 Personen (davon 238 weiblich), die älter als 65 sind. Insgesamt sind an der Wasserstraße 2104 Bochumer gemeldet, darunter 1074 Bochumerinnen.
ÖPNV-Linien.
Die Wasserstraße wird von den Bogestra-Linien der Busse 349, 356, 360 und von der Stadtbahn U 35 berührt.
Gewerbe.
An der Wasserstraße sind 180 Gewerbe gemeldet: von Einzelhandel mit Lebensmitteln, Blumen (auch Supermarkt) über Gaststätten, Restaurants, Imbissbetriebe bis Frisör, Bäcker, Copy-Shop, Makler, Versicherungsvermittlung, Reisebüro, Lotto-Annahmestelle, Fahrschule, Altenheim, Großküche, Goldschmiede, Reinigung, div. Handelsvertretungen, Sonnenstudio, Bestatter, Handwerksbetriebe wie Maler, Fliesenleger, Apotheke, Tonstudio, Sachverständige und Berater, Sparkasse.... (Freiberufler, etwas Ärzte, Anwälte, Architekten sind als nicht-meldepflichtige Gewerbe nicht erfasst) Quelle: Stadt Bochum
Ein paar hundert Meter weiter, Stadtteil Wiemelhausen inzwischen, präsentiert sich die Wasserstraße als Ort der Gegensätze. An der Einmündung zur Querenburger Straße, nicht weit von der U-Bahn-Haltestelle der Campuslinie „Wasserstraße“, stehen sich zwei besondere Häuser unmittelbar gegenüber: Auf der einen Seite ist seit 2008 in einer geräumigen Immobilie der Islamische Kulturverein beherbergt, direkt gegenüber befindet sich noch ein kleines, pittoresk wirkendes Fachwerkhäuschen. Das passt zur guten Mischung auf der langen Straße.
Gemütliche Kreuzung
Gemütlich wird die Wasserstraße an der von einem Kreisverkehr geregelten Kreuzung zur Wiemelhausener Straße. Da ist Entschleunigung Programm: eines von Deutschlandweit nur drei Stoppschildern vor einem Kr
eisverkehr bremst den Verkehr aus. Am Rondell finden sich diverse Wohlfühlangebote für Körper und Geist: vom Wellness-Center über die französisch ausgeflaggte Weinhandlung von Inge Wisbar-Thiel bis zum rustikalen Haus Vocke. Rechter Hand liegt dann der sehenswerte, von der Straße aber kaum einsehbare Jüdische Friedhof. Nach der opulenten Kreuzung mit der Königsallee – dort in der Nähe „haust“ übrigens auch die wilde, junge Truppe des Theater Total in einem Gebäude der Stahlverarbeitungsfirma Eickhoff, schräg gegenüber der Traditions-ARAL-Tankstelle – springt ein knallbunter Farbfleck ins Auge. Der Blumenladen von Alfred Pastewka überrascht mit fast mediterranen Charme. Bunte Blüten, grüne Ranken, witzige Beton-Skulpturen, eine Regenbogenflagge. Pastewkas Stammkundschaft schätzt die Atmosphäre - und genauso die gute Straßenverkehrsanbindung in alle Richtungen und die vorhandenen Parkmöglichkeiten. Damit kommt die Wasserstraße ganz zu sich selbst.
Blauer Laden
Nachdem die Straße den Oviedo-Ring überquert, ist linkerhand die Wirtschaftsansiedlung am Springorum zu sehen. Dann schlängelt sie sich Richtung Hattinger, weiterhin farbenfroh: die knallbunten Graffiti an der Lärmschutzwand sind ein besonderer Hingucker. Wie auch der im Volksmund so genannte „blaue Laden an der Wasserstraße“. So wurde die Goldschmiede von Petra Gippert-Törker schon vor 34 Jahren genannt. 1980 hat sie eröffnet. „Da weideten noch Tiere auf der anderen Straßenseite“, sagt die Künstlerin über die Wasserstraße.
Die Wasserstraße verläuft meistens geradeaus
Die Wasserstraße erhielt ihren offiziellen Namen 1878, sie gehört zu den längsten Bochumer Straßen, verläuft durch Altenbochum, Wiemelhausen und Weitmar und verbindet die Hattinger Straße in Höhe des Weitmarer Schlosspark mit der Wittener Straße in Altenbochum-Mitte.
Der heutige Name der Wasserstraße ist von einer natürlichen geologischen Prägung abgeleitet: Die Straße liegt mit ihrem östlich der Universitätsstraße gelegenen Teil genau auf der Wasserscheide von Ruhr und Emscher. Südlich der Straße entwässern die Bäche zur Ruhr, nördlich davon zur Emscher.
Der westliche Teil der Wasserstraße verläuft durch das Quellgebiet dreier Bäche, die sich im Wiesental zum Marbach vereinigen. Dieses Gebiet war in früheren Zeiten sehr sumpfig, und die seinerzeit noch unbefestigte Wasserstraße wurde auch zu dieser vorindustriellen Zeit schon ihrem Namen gerecht.
Wasserstraße
Die allgemeinere Bezeichnung „Wasserstraße“ ist wahrscheinlich sehr alt. Schon 1823 wird ihr von dem Weitmarer Pastor Petersen ein hohes Alter zugesprochen, liest man in einer Chronik. Sie soll Teil einer alten Römerstraße gewesen sein, die einst über Laer und Dortmund nach Unna führte.