Seien wir doch ehrlich: Es war der einzig passende Ausbruch für einen Mann, der des Trickdiebstahls verdächtigt wird. Vor neun Monaten entwich der Holländer Angelo D. vor den Augen der Wärter aus dem Bochumer Gefängnis „Krümmede“, getarnt als Besucher auf dem Nachhauseweg. Nun hat die Polizei in Amsterdam ihn wieder eingefangen – und die Gefängnisse schauen genauer hin, wer gerade raus will. Und warum.

Die Krümmede, man erinnert sich, machte damals Schlagzeilen als Pannenknast und fuhr Hohn und Spott ein für ihre erfolgreichen Tage der Offenen Tür: Zwischen 2011 und 2013 türmte ein Gefangener durch ein schlecht gesichertes Oberlicht, ein anderer entschwand mit einem abschließenden Sprung in die Tiefe und die Freiheit, ein dritter hatte seine Gitterstäbe durchsägt und schaffte es bis zum Dachboden.

Ein vierter setzte sich ab bei einem unbewachten Aufenthalt im Krankenhaus, ein fünfter hatte hinter einem Poster den Mörtel der Außenwand abzukratzen begonnen. D., der Untersuchungshäftling, war in dieser Reihe der sechste. Der fliehende Holländer gab eine Besuchermarke ab in der Pforte, bekam seinen vermeintlichen Personalausweis zurück und war weg. Die Flucht fiel auf, weil kurz darauf der echte Besucher hinaus wollte – wenigstens hat man den Mann nicht eingebuchtet.

Doch seitdem hat sich einiges getan. „Alle Justizvollzugsanstalten wurden darauf hingewiesen, im Besucherempfangsbereich ganz genau zu kontrollieren“, sagt Detlef Feige, der Sprecher des NRW-Justizministeriums.

Im Mittelpunkt stand aber natürlich die Krümmede. Man habe den Besucherverkehr entzerrt, um das frühere Getümmel an der Pforte loszuwerden, sagt der Gefängnisleiter Thomas König (54). Auch Hausausweise führte er ein. „Und Besucher müssen im Besucherbereich bleiben, bis der Gefangene wieder unter Verschluss ist und seine Identität feststeht.“ Ausbrüche oder Versuche gab es seitdem nicht mehr.

Der 26-jährige Angelo D. wurde bereits Mitte März in Amsterdam von holländischer Polizei gefasst. Er soll zu einer professionellen Diebesbande gehören. Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat seine Auslieferung beantragt, aber ob er je nach Deutschland zurückkehrt oder gar nach Bochum, die Stätte seines größten Erfolges, das ist durchaus ungewiss: „In den Niederlanden gibt es jetzt ein eigenes Ermittlungsverfahren, daher gibt es keinen Zeitplan“, sagt Oberstaatsanwalt Christian Kuhnert.

Doch auch für Thomas König änderte sich einiges, den Leiter der Krümmede. Er sitzt seit einigen Monaten selbst hinter vergitterten Fenstern: falls einer seiner Insassen anstreben sollte, durch den Verwaltungstrakt zu entkommen.