Bochum.. Nach dem schlimmen Unfall, bei dem am Samstagmorgen ein 30-Jähriger ums Leben gekommen ist, ist der Tacho im 5er-BMW des Mannes bei 140 Stundenkilometern stehen geblieben. Im Bezirk des Polizeipräsidiums Bochum sind im ersten Quartal dieses Jahres bereits so viele Verkehrstote zu beklagen gewesen wie im ganzen Jahr 2013. Einen Trend sieht die Polizei darin aber nicht.
Nach dem schrecklichen Unfall auf dem Castroper Hellweg, bei dem am frühen Samstagmorgen gegen 7 Uhr ein 30-jähriger Bochumer ums Leben gekommen ist, wird massiv überhöhte Geschwindigkeit als Ursache immer wahrscheinlicher. Nach Polizeiangaben ist der Tacho im 5er-BMW des Mannes bei 140 Stundenkilometern stehen geblieben. Wahrscheinlich ist der 30-Jährige unmittelbar vor dem Crash noch schneller gewesen. Erfahrungsgemäß sacke die Tacho-Nadel bei einem Unfall noch nach, sagt ein Polizeisprecher. Erlaubt ist an dieser Stelle am Castroper Hellweg eine Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern.
Mario Honsdorf, Leiter der Führungsstelle in der Direktion Verkehr, hat sich vor Ort selbst ein Bild gemacht: Dass das Tempo des Fahrers wohl „weit, weit zu hoch gewesen“ sei, zeige sich nicht zuletzt auch an den Schäden am Unfallort: Bis in eine Höhe von zwei Metern habe der Wagen des Unfall-Fahrers Spuren an den stählernen Fahrleitungsmasten hinterlassen. Der BMW wurde bei dem Unfall in zwei Teile gespalten. Der Mann starb am Samstag noch am Unfallort. Am Freitag soll er seinen 30. Geburtstag gefeiert haben.
Tragisch: Tod eines Radfahrers am Rheinischen Esel
Was betroffen macht: Mit inzwischen vier zu beklagenden Verkehrstoten seit Januar sind im Bezirk des Bochumer Präsidiums allein im ersten Quartal 2014 so viele Menschen ums Leben gekommen wie im gesamten Jahr 2013. Dabei sind tragische Fälle wie der Tod eines Radfahrers am Rheinischen Esel am 20. März und der tödliche Unfall eines 63-Jährigen auf der Königsallee am 11. März noch gar nicht mit eingerechnet. Weil in diesen beiden Fällen eine Vorerkrankung der Verunglückten vorlag, gehen sie in die polizeiliche Unfallstatistik nicht mit ein. Den ersten Verkehrsunfall-Toten des Jahres hatte die Stadt Bochum gleich zu Jahresbeginn. Nach einem Frontal-Zusammenstoß am 30. Dezember in Wattenscheid erlag ein 35-Jähriger Anfang des Jahres seinen schweren Verletzungen.
Noch ungeklärt ist die Ursache eines Frontal-Zusammenstoßes auf der Hauptstraße in Langendreer, in dessen Folge eine 77-Jährige und ein 86-Jähriger starben. Gegen eine 46-jährige Wittenerin, die mit dem Wagen der Senioren kollidierte, ermittelt die Polizei. Die Frau hat bislang keine Angaben zum Unfallhergang gemacht und lässt sich inzwischen über einen Anwalt vertreten.
Der Polizei kommt es nicht auf kurzfristige Vergleichswerte an
Einen Trend zu schwersten Unfällen sieht die Polizei jedoch nicht: Zwar sei jeder einzelne Verkehrstote bedauerlich und tragisch, sagt Polizist Honsdorf. Die Häufung besonders tragischer Crashs in diesem Jahr sei jedoch Zufall. Insgesamt sei die Zahl der Verkehrsunfälle mit leicht oder schwer Verletzten in den ersten beiden Monaten des Jahres 2014 um zehn Prozent unter dem Vergleichswert für 2013 geblieben. Mit Blick auf die Unfallstatistik spricht Honsdorf insgesamt von einem „positiven Eindruck“. Ohnehin komme es der Polizei nicht auf kurzfristige Vergleichswerte an. Die Zahl der leicht und schwer im Straßenverkehr Verunglückten sei im Zuständigkeitsbereich des Bochumer Präsidiums seit 2002 um rund 1000 auf mittlerweile 1600 jährlich gesunken. „Da sind wir auf dem richtigen Weg“, sagt Honsdorf. Im Jahr 2002 waren auf den Straßen in und um Bochum sogar 21 Verkehrstote zu beklagen. Diese Zahl unterliege aber einer jährlichen Schwankungsbreite.
Nicht zuletzt rühmt sich die Polizei mit der Unfallstatistik für das vergangene Jahr. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei das Risiko landesweit nirgendwo sonst so gering wie Bochum, Herne und Witten, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden.
„Der Killer Nummer eins“
„Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor der Killer Nummer eins“, sagt Honsdorf. Auch mit ihrem Blitzmarathon, dem mittlerweile 6., wird die Polizei am 8. April, ab 6 Uhr morgens wieder verstärkt dagegen Präsenz zeigen. Bei den vorangegangenen Aktionen habe sich gezeigt, dass es gelungen sei, das Geschwindigkeitsniveau in den Städten erheblich zu senken, sagt Honsdorf. Es dürfte nach dem 6. Blitzmarathon noch einen 7. geben. Selbst wenn sich damit schlimmste Unfälle wie der vom frühen Morgen des 22. März letztlich wohl nicht verhindern lassen werden.