Bochum.

Was wäre die Welt ohne Pioniere? Was haben diese Erstbesteiger, Entdecker, Gefahrensucher nicht schon alles für die Menschheit getan? Pioniere: mutig, zielstrebig eine besondere Idee verfolgend, nicht nachlassend. Jill Knöper (21) und Jean-Luc Wagner (22) gehen eher locker damit um Pionier zu sein. Die „Gefahren“ denen sie sich stellen heißen Klausur, Seminar, Professor, am Horizont lockt ein guter Abschluss. Sie sind Studienpioniere. Sie sind die ersten ihrer Familien, die studieren.

„Meine Eltern sind mehr die praktischen Typen“, sagt Wagner und dass er nicht glaubt, dass er anders an sein Studium herangegangen wäre, wenn seine Eltern studiert hätten. „Das wäre dann auch dreißig Jahre her gewesen. In so einer Zeit verändert sich recht viel.“ Sein Vater ist Vertriebsleiter eines Stahlbetriebes mit Sitz in der Schweiz, seine Mutter Sekretärin bei der Telekom. Sie haben ihn die Entscheidung überlassen, wohin er nach der Schule gehen will. Er ist dahin gegangen, wo seine Eltern nie zuvor gewesen sind: An die Hochschule, Fachrichtung Betriebswirtschaftslehre.

Beraten. Investieren. Vernetzen

Das macht ihn zum Studienpionier. Die wiederum finden sich in einem Programm, dass es seit Ende 2013 gibt und das auch Einzug gefunden hat in das Projekt Univercity Bochum. Mehr Menschen aus Familien ohne akademische Tradition sollen zur Aufnahme und zum Abschluss eines Hochschulstudiums motiviert werden. Sie werden im Studienverlauf begleitet. Ihnen soll der Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Es geht um: Beraten. Investieren. Vernetzen.

An der Hochschule Bochum ist Sonja Dieckmann die Projektleiterin. Sie war selber die erste ihrer Familie, die studiert hat. Sie kann ihre Erfahrungen in ihre Arbeit einbringen. „Gefühlt sind fünfzig Prozent der Studenten an der Hochschule Pioniere“, sagt sie. „Wir wollen sie früher erfassen, möglichst schon vor oder spätestens bei der Einschreibung und wir wollen sie länger begleiten.“ Auch, um die Quote der Studienabbrecher weiter zu verringern. Dabei geht es nicht darum, die Pioniere in den Vordergrund zu schieben. „Das Angebot ist eher unterschwellig“, sagt Dieckmann. „Es soll dann seine Dynamik entfalten. Es gibt keine offizielle Begrüßung. Es geht eher darum, sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Es gibt Mentorenprogramme und Tutorials auf Youtube.“ Bald auch einen Blog eines Pioniers, der seinen Weg an der Hochschule festhält und offen legt.

Es geht aber durchaus auch um finanzielle Unterstützung, um Fördergelder für 18 Stipendien. Angedacht ist darüber hinaus ein spezielles viermonatiges Stipendium für die Abschlusszeit des Studiums.