Bochum. Zum Weltverbrauchertag warnen die Polizei und die Verbraucherberatung in Bochum vor unseriösen, mitunter kriminellen Schlüsseldienstfirmen. Kunden würden inzwischen mit Zahlungsforderungen bis zu 1000 Euro abgezockt.

Der Tipp von Johann Holecek klingt simpel, aber effektiv. „Legen Sie einen Schlüssel in eine Tupperdose und verbuddeln Sie die Dose im Garten“, rät der im Opferschutz erfahrene Kriminalhauptkommissar. „Einbrecher suchen dort garantiert nicht; Sie sind für den Notfall gerüstet und sparen viel Geld.“

Polizei und Verbraucherschützer schlagen Alarm. Trotz ständiger Warnungen zocken unseriöse Schlüsseldienste weiterhin wahnwitzige Beträge ab. Ging es vor Jahren noch um Wucherrechnungen zwischen 250 und 400 Euro, „werden inzwischen 650 bis 1000 Euro verlangt“, berichtet Verbraucherberaterin Ursula Bömelburg.

Festpreis am Telefon vereinbaren

51.000 Einträge verzeichnet Google beim Stichwort „Schlüsselnotdienst Bochum“. 20 Treffer listen die Gelben Seiten auf. Dabei, wissen Branchenkenner, gibt es nur eine Handvoll Anbieter, die tatsächlich in Bochum firmieren und einen 24-Stunden-Service vorhalten.

„Wählen Sie unbedingt eines der ortsansässigen Unternehmen. Das reduziert die mitunter extrem hohen Anfahrtskosten“, empfiehlt die Verbraucherberatung. Regional operierende Großanbieter erwecken mit dem Stadtnamen und der Vorwahl zwar den Anschein, in Bochum ansässig zu sein. Tatsächlich kommen die Monteure von weit her und verdienen am Geschäft mit der Vergesslichkeit prächtig mit.

50 bis 100 Euro, ab 18 Uhr und am Wochenende das Doppelte: damit muss kalkulieren, wer sich daheim ausgesperrt hat. „Vereinbaren Sie bereits am Telefon einen Festpreis, möglichst unter Zeugen. Eine seriöse Firma lässt sich in der Regel darauf ein“, sagt Verbraucherberater Rafael Lech.

Astronomische Preise für unnötige Arbeiten

Doch die schwarzen Schafe in der Branche sind zahlreich. Sie stimmen zwar einem Komplettpreis zu, machen dann aber angebliche Zusatzleistungen geltend. „Gern werden auch Zylinder oder ganze Schlösser ausgewechselt, ohne dass dies nötig wäre. Dafür werden astronomische Beträge bis zu 1000 Euro aufgerufen – und das für wenige Sekunden Arbeit mit einem kleinen Draht“, beobachtet Hauptkommissar Holecek. Wird nicht bezahlt, werden die Bewohner genötigt, zum Geldautomaten zu fahren.

„Einer Studentin wurde kürzlich von einem Monteur gedroht, die Tür wieder zuzumachen. Das ist auch strafrechtlich relevant“, betont der Kripo-Mann, der sich wünscht, dass deutlich mehr geprellte Kunden Anzeige erstatten. Leider sei die Scham aber ebenso groß wie die Dunkelziffer.

Vorsorge leistet der, der sich vorbereitet. Heißt: die Nummer einer vorab geprüften, seriösen Firma bei sich oder im Handy trägt. Einen Schlüssel bei einer Vertrauensperson deponiert. Oder die unterirdische Lösung im Garten wählt.