Die Geschichte des jüdischen Lebens an der Goethestraße ist vielen Bochumern heutzutage weitgehend unbekannt. Es gibt kaum noch Zeitzeugen und ein Großteil des historischen Materials wurde während der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet. Unbeachtet dessen widmete sich eine Geschichts-AG der Goethe-Schule diesem Thema und präsentierte eine Reihe beachtenswerter Ergebnisse. Sie wurden bereits im vorigen Jahr ausgearbeitet und teilweise auf einer Stele, die sich am Eckpunkt zwischen der Goethe- und der Schillerstraße befindet, festgehalten.
Leonard Schwegmann (18), Tim Potthast (20), Kübra Nur Günes (17), Tanja Nebel (17) und Hannah Lange (18) referierten bei einem Vortragsabend abwechselnd über die Geschichte der Straße, die Lebensläufe und die Schicksale einiger früher dort wohnenden Juden. Weitere Informationen wie ihr Beruf, ihr Stand und ihre Rolle in der Gesellschaft waren genauso Teil des Vortrags, wie die Tatsache, dass viele jüdische Kinder die Goethe-Schule besucht haben.
Die knapp 80 Gäste in der Aula des Gymnasiums waren über das Gezeigte und Gesagte sichtlich bewegt. „Ich bin begeistert, aber auch überrascht und zugleich erschreckt“, sagte Arno Lohmann, Leiter der evangelischen Stadtakademie, die die Patenschaft für diese Stele übernommen hat. Der Stelenweg ist ein gemeinsames Projekt der evangelischen Stadtakademie mit dem Freundeskreis der Bochumer Synagoge und soll bis zu zwölf gläserne Gedenktafeln umfassen, von denen drei bis jetzt realisiert werden konnten.
Die Mitglieder der Geschichts-AG zeigten sich sichtlich stolz über das Resultat ihrer 18 Monate andauernden Auseinandersetzung mit dem Thema. „Die jüdische Geschichte der Goethe Schule und Goethestraße ist mir viel präsenter geworden. Ich habe jetzt einen komplett anderen Blick, wenn ich über die Goethestraße gehe“, sagte Schwegmann. Lange verwies auf die Tatsache, dass die jüdischen Mitbürger in der heutigen Zeit häufig auf ihre Opferrolle während der Zeit des Nationalsozialismus reduziert werden. „Es war uns wichtig, die Lebensgeschichte der Menschen nachzuzeichnen.“