Bochum.

Michael Wiktorski (35) hat bei der Arbeitsagentur viele Maßnahmen durchlaufen. Dauerhaft in Lohn und Brot ist er nicht gekommen. Was auch daran liegt, dass er keine Ausbildung hat. Das ändert sich gerade. Sein x-ter Versuch ist der „Zweite Anlauf“, er soll endlich ins Ziel führen. „Ich will halt auch zeigen, dass ich arbeiten will und kann. Ich will niemandem auf der Tasche liegen.“

Er hat durch das Projekt „Zweiter Anlauf“ der Akademie des Handwerks Ruhr GmbH und des Jobcenters und das Teil der Fachkräfteinitiative NRW ist, einen Umschulungsplatz beim Heizungs und Sanitär-Betrieb Lothar Hoffmann bekommen.

"Kinder, die nicht geboren werden, beginnen keine Ausbildung"

Einträchtig stehen beim Pressetermin alle nebeneinander. Wiktorski und Benjamin Born (29), der ebenso den zweiten Anlauf nimmt, Lothar und Kai Hoffmann, die Inhaber des Ausbildungsbetriebes, Martina Fischer, die Geschäftsführerin des Jobcenters, Johannes Motz, Geschäftsführer der Akademie des Handwerks, Jobcoach Peter Bierwirth. Jeder ist mal an der Reihe und jeder findet nur lobende Worte für das Projekt. Man ist fast geneigt zu denken, auf diese Idee hätten die verschiedensten Institutionen schon früher kommen können. Wobei nicht alles funktioniert. Eine Projekt-Teilnehmerin ist bereits wieder gekündigt worden, weil sie sich daneben benommen hat. Sie soll die Ausnahme bleiben.

Dafür steht Bierwirth, er ist die „Schnittstelle“ zwischen Teilnehmern und Betrieben. 20 stellen Ausbildungsplätze zur Verfügung. Eben auch, weil es immer weniger Bewerber gibt. Ihre Zahl sinkt in der Region Mittleres Ruhrgebiet jährlich um drei bis fünf Prozent. Fest steht: Ausbildungsplätze bleiben zukünftig unbesetzt. „Das liegt am demografischen Wandel“, sagt Motz, „Kinder, die nicht geboren werden, beginnen keine Ausbildung.“ Gleichzeitig gebe es einen hohen Anteil Langzeitarbeitsloser mit viel Berufs- und Lebenserfahrung. Sie bringen viel Motivation mit, haben aber bislang keine Chance zur Erlangung einer Berufsausbildung erhalten.

Gleicher Stoff in weniger Zeit

Jedes halbe Jahr kann das Jobcenter nun auch Dank finanzieller Unterstützung des Landes und des Europäischen Sozialfonds 15 Langzeitarbeitslosen eine ganz neue Perspektive bieten. „Das ist mit der ganzen Betreuung und dem Herstellen der Kontakte durchaus ein Rundum-Sorglos-Paket“, sagt Fischer. „Allerdings bekommen die Auszubildenden auch nur die Ausbildungsvergütung, die dann auf das Arbeitslosengeld II angerechnet wird. Das ist finanziell durchaus eine weitere Durststrecke. Zudem bieten wir ja keine Ausbildung an, sondern eine einzelbetriebliche Umschulung.“

Das bedeutet eine verkürzte Ausbildungszeit von zwei Jahren und damit: der gleiche Stoff in weniger Zeit. „Wenn Herr Born und Herr Wiktorski die Prüfung schaffen, wovon wir ausgehen“, sagte Motz, „dann hätten sie eine tolle Leistung gebracht.“ Sie hätten dann zudem ihr vorrangiges Ziel erreicht wie Motz feststellt: „Diese Ausbildung schützt vor Arbeitslosigkeit.“