„Flieger waren über der Stadt. Unheilverkündende Vögel“. Der erste Satz von Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ von 1951 beschreibt Kriegsfluggerät als fortgesetztes Angstszenario aus dem Weltkrieg. Angela Schilling, 1970 geborene Bochumer Künstlerin, bedient sich in ihrer Ausstellung „Miss Missile“ im Kunstraum Unten ebenfalls aus dem Bildbereich der militärischen Technologie. Ihre Herangehensweise speist sich aber nicht nur aus dem Bedrohungspotenzial, sondern spürt auch der Faszination und der Ästhetik von Kriegsgerätschaften nach.

Verweise auf die Pop Art

Eine 22-teilige Bildserie auf qua-dratischer Emaille etwa zeigt die Silhouetten von modernen Kampfflugzeugen. Die wechselnden Perspektiven verwandeln die Kampfjets in abstrakte schwarze Formen vor zumeist blau-weißen Hintergründen. Untertitelt sind sie mit kurzen Sätzen aus populären amerikanischen Filmen und Serien. Inspiriert wurde Schilling dazu durch einen USA-Aufenthalt ganz in der Nähe einer Air Base. Die Wahl des Sujets und deren Herausnahme aus dem ursprünglichen Zusammenhang verweisen, wie die serielle Form, dabei überdeutlich auf die Pop Art.

Auch andere Exponate könnten in dieser Linie verortet werden: Etwa jenes Objekt, das auf einem Sägeblatt Ausgehstiefelchen und ein Kampfflugzeug verbindet, lakonisch „Miss Missile geht aus“ genannt. Ein nicht ungefährliches künstlerisches Spiel mit schweren Zeichen, sinnlich, aber eben auch eher cool als subtil.

Raketen auch im Schaukasten gegenüber der Galerie im U-Bahnhof: Von der Künstlerin aus Restecontainern von Metallfirmen gefischte Teile stellen „Missiles“ dar, deren Spitzen aus umgedrehten Rührteigschüsseln bestehen. Mit einer speziellen Legierung bestrichen, erhalten diese „Raketen“ eine metallische Schwere. Hier wird das Bedrohungsszenario „Sprengkopf“ einmal ironisch unterlaufen.

Der Kontakt zum Galeristen Gisbert Danberg entstand, als jener die Künstlerin anlässlich ihrer Aufnahme in den Bochumer Künstlerbund in ihrer Werkstatt in Witten besuchte. Bis zum 28. März ist Angela Schillings herausfordernde, ambivalente Kunst zu sehen.