Liebevoll kümmern sich Heimat- oder Knappenvereine um die Hinterlassenschaften des Bergbaus. So restaurierten engagierte Bürger in monatelanger Handarbeit das Stollenmundloch der ehemaligen Zeche Vereinigte Pfingstblume in Stiepel. Überall finden sich solche Erinnerungen an den frühen Bergbau im Ruhrtal im Bochumer Süden. Doch je näher das Datum für das endgültige Aus für die letzten Zechen des Ruhrreviers rückt, desto mehr kommen Ängste auf, wie etwa vor einem unkontrollierten Austritt des Grubenwassers aus Stollenöffnungen oder gar der Verunreinigung des Trinkwassers durch die salzhaltige Sole.

Damit genau dies nicht passiert, bereitet sich die RAG-Stiftung, die die Ewigkeitsaufgaben nach der Schließung der letzten Zechen 2018 organisiert, darauf vor. Da gibt es Prof. Christian Melchers, der die Stiftungsprofessur der RAG für „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ an der TFH Georg Agricola inne hat. „Damit es uns nicht kalt erwischt, bereiten wir uns auf die Zeit nach dem aktiven Bergbau genau vor“, sagt er.

Für ihn ist es jedoch immer ein Gräuel, wenn bergmännische Laien die Begrifflichkeiten munter durcheinanderwirbeln und so Ängste in der Bevölkerung entstünden nach der einfachen Formel: „Nach 2018 stellen die die Pumpen ab und dann säuft das ganze Ruhrgebiet ab.“ Hinzu komme, dass etwa das Entstehen von Polderlandschaften, durch die Absenkungen im Zuge des Bergbaus mit Grubenwässern in Verbindung gebracht würden. „Das ist natürlich nicht so. Erstens, stellen wir die Pumpen natürlich nicht ab, denn das Grubenwasser soll kon-trolliert in einem mehrjährigen Prozess ansteigen. Und zweitens ist das in den Poldergebieten anfallende Wasser Oberflächen- oder Grundwasser, das einfach nicht abfließen kann.“ 150 Pumpwerke, die etwa von der Emschergenossenschaft betrieben werden, sorgen dafür, dass diese Polder oder Senken nicht „absaufen“.

Für die schwierige Aufgabe des kontrollierten Anhebens des Grubenwasser-Niveaus arbeiten Wissenschaftler und RAG-Stiftung derzeit an einem Konzept. Rund 100 Millionen Euro kostet es pro Jahr allein, um die rund 100 Millionen Kubikmeter Grubenwasser an die Oberfläche zu pumpen. Nach 2018 soll das Wasser kontrolliert ansteigen, maximal bis zu einer Teufe (Tiefe) von rund 400 Metern. Dies geschieht etwa bis zur Ebene der unterirdischen Deckgebirges. Melchers: „Wir gehen dabei natürlich auf Nummer sicher.“

Kritiker fürchten, dass durch das Eindringen des über rund 100 Jahre künstlich abgepumpten Wassers es zu unkontrollierten Kettenreaktionen kommen kann. Wie verhält sich das Gestein, das unterirdische Gebirge? Gibt es die Gefahr, dass das Grundwasser versalzt?