Bochum. . Die vergängliche Symbiose von Architektur und Landschaft auf dem ehemaligen Industriegelände Rombacher Hütte in Bochum hat der Fotograf Michael Grosler in 35 Aufnahmen festgehalten. Am Sonntag (24. Februar) wird seine Ausstellung „Mo(me)natn“ im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte eröffnet..

In der Regel geht man davon aus, dass die Gefilde einer Großstadt wie Bochum längst erschlossen, registriert, vermessen sind, und man sie damit sozusagen „im Griff“ hat. Hat man auch, jedenfalls die meisten. Und doch gibt es auch in Bochum noch Bereiche, die abseits des verwalteten Großstadtgetriebes vor sich hin dösen - von der Industrie verlassen, von der Stadtplanung ignoriert, von der Natur in Rück-Griff genommen. Einer davon ist das ehemalige Areal des Stahlwerks Rombacher Hütte. Genau dort, im Niemandsland zwischen Weitmar und Eppendorf, ist der Fotograf Michael Grosler unterwegs gewesen.

Im Sommer ein undurchdringlicher Industriewald

Von seinen Streifzügen durch diese vergessene Gegend mitten in der Stadt hat er einen ganzen Stoß Aufnahmen mitgebracht, welche die zugewachsene Montanbrache im Wortsinn in einen neuen Blickwinkel nehmen. Tatsächlich gibt es dort augenscheinlich „nicht viel zu sehen“, denn der im Sommer so gut wie undurchdringliche Industriewald kann einem wie ein veritabler, kleiner Dschungel erscheinen. Aber der Eindruck trügt. Zumal im Winter, wenn die Rombacher Hütte kahl gefallen ist, lässt sich manches sehen, unterscheiden, entdecken, was sonst verborgen bleibt.

Tansformationsprozess ist nicht abgeschlossen

„Ich war neugierig auf dieses Gelände, ohne dessen Industriegeschichte im Detail zu kennen“, sagt Grosler. Es sei bei seinen Kamera-Patrouillen durch das Unterholz fasziniert gewesen von der Kraft, die von dem Areal ausgehe. „Ich wollte fotografieren, was an Spannung sich hier offenbart“, sagt der Fotograf. Eine Spannung, die auch daher rührt, dass sich von Menschen über Jahrhunderte gestaltetes und genutztes Land plötzlich in Natur zurückverwandelt. Dieser Transformationsprozess ist fortgeschritten, abgeschlossen ist er nicht. Vermutlich wird er nie enden, denn die Natur kennt kein Ende. Außer der Mensch setzt ihr eines. „Mir kam es letztlich wie Action-Fotografie vor, was ich tat“, sagt Grosler, „morgen sieht das Gelände schon wieder anders aus.“

Eine spezielle Facette der Bochumer Stadtentwicklung

Rostige, mit Moos überzogene Rohre. Betonpfähle, grün schillernd wie Pflanzenstängel. Rohes Mauerwerk, mit filigranen Flechten betupft. Stumpfe Erdfarben, schrundige Baumstämme und Mooskissen, die grün wie Neonlichter leuchten – mit 35 Arbeiten machte sich Michael Grosler schließlich auf ins Stadtarchiv. Dort war man von den zugleich kraftvoll und poetischen Fotos sehr angetan, und so wurden sie – als dokumentarisch-künstlerisches Zeugnis einer speziellen Facette der Bochumer Stadtentwicklung - eingebettet in den Kontext der Stahlwerkshistorie zur Ausstellung „Mo(me)ntan“ zusammengefasst.

Am Sonntag (24.2.) wird sie um 15.30 Uhr im Bochumer Stadtarchiv, Wittener Straße 47, eröffnet. Man möchte ihr viele interessierte Besucher/innen wünschen.