Gelassenheit strahlt Agirios Kamtsioris (24) jetzt nicht gerade aus. Er weiß nicht wohin mit seinen Händen, er verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Als er den Rotwein einschüttet, geht einiges daneben. Unsicher entschuldigt er sich. Später beim Servieren wird er oft zu schnell sein, wird von einer Kollegin zurechtgewiesen. An diesem Abend fallen seine „Fehler“ nicht ins Gewicht. Er ist in der Ausbildung. Außerdem, er will nicht Kellner werden, sondern Systemgastronom.
Das Bedienen der Gäste gehört diesmal dazu. Es ist Abschlussabend der Azubiwoche der Systemgastronomen der Studentenwerke NRW. Es sind jede Menge (Versuchs-)Gäste da. Prüfer, Förderer, Akafö-Mitarbeiter. Eine Woche voller Aufgaben, Abwechslungen und Herausforderungen liegt hinter Kamtsioris und seinen fünf Mitstreiterinnen und einem Mitstreiter. Sie haben den Abend geplant, sich Gedanken über das Programm, die Tischdekorationen, das Essen, die dazu passenden Weine gemacht. „Das war eine Art Boot-Camp“, sagt Peter van Dyk, Pressesprecher der Akafö. „Es gab auch eine simulierte Prüfung, schriftlich und mündlich.“ Alle haben bestanden. Alle sind auf einem guten Weg.
Kamtsioris, der kurz vor dem Abitur die Schule verlassen hat, der vor drei Jahren als Aushilfskraft in der Campus-Gastronomie angefangen hat, sogar auf einem sehr guten. Sagt Ezzedine Zerria, Abteilungsleiter der Campus-Gastronomie. „Ich könnte mir vorstellen, dass ich ihm ein Angebot mache, dass er hier bleibt.“ An der Uni. Von der Hilfskraft, dem alle sagen was er zu tun hat, irgendwann zum Chef einer Cafeteria. Das ist Kamtsioris Ziel. So oder so.
„Wenn ich die Prüfung mit der Note drei oder besser abschließe, werde ich für ein Jahr in Bochum übernommen. Wenn ich nach dem Jahr gute Beurteilungen bekommen, kann es vielleicht sogar ein weiteres Jahr sein.“
Gerne würde er im Lager arbeiten, wo es darum geht, dass die Waren den richtigen Weg gehen. „First in, first out heißt das Prinzip“, sagt Kamtsioris. „Es sollen immer die ganz frischen Waren verarbeitet werden.“ In der Cafeteria als Barista zu arbeiten, „würde ich auch gerne machen. Vielleicht als Bereichsleiter“.
Klappt das nicht, hätte er Plan B. Der heißt: Studium der Betriebswirtschaft. Im Zusammenspiel mit der Ausbildung könnte er Hygieneinspektor werden. Er wäre der erste Student der Familie, wäre ein Studienpionier und die Eltern wären versöhnt. „Ich hatte ganz schön Stress mit ihnen, als ich die Schule verlassen habe.“