Am Ende gibt es fünf Minuten kräftigen Applaus, ein schüchternes „Buh!“ und zwei laute Bravo-Rufe. - Bravourös ist in „Freitag“ von Hugo Claus vor allem Jürgen Hartmann. Dem Mimen sah man nach der Premiere am Samstag beim Applaus die Kraftanstrengung und die Erleichterung an. Ein Klaps von Regisseur Eric de Vroedt deutete auch dessen Respekt vor der Leistung Hartmanns an. Seine bisher eindrucksvollste in Bochum (siehe auch Rezension im Kultur-Hauptteil).

Er steht im Mittelpunkt der durchaus spektakulären Inszenierung in der „Kammer“. Hartmann spielt Georges, der aus dem Gefängnis kommt, wo er wegen Missbrauchs seiner Tochter Christine (Kristina Peters) einsaß. Ehefrau Jeanne (Bettina Engelhardt, vielschichtig als als nur scheinbar naive Prollbraut, die nach Liebe und „Normalität“ jagt) hat ein Baby mit dem Nachbarn Erik (rätselhaft schmierig: Raiko Küster). Gemeinsam suchen alle einen Weg zum Weiterleben.

Das Szenario ist für den Zuschauer offengelegt: beengte Verhältnisse, die gewaschene Wäsche vorm Fenster, Hellhörigkeit als Soundtapete, Jogginghose und Vokuhila: Soap-Opera trifft hier auf den theatralen Voyeurs-Realismus der 60er und 70er Jahre. Dennoch unglaublich präzise in den Details, und alles fast schmerzhaft schamvoll anzusehen. „Doch, Leute!“, ruft das Theater den Zuschauern zu, „das gibt es so, so und nicht anders!“ „Freitag“ ist eine zuweilen unangenehme Erfahrung, aber die Inszenierung steckt voller Momente: die von Kristina Peters eingesungene Musik, die ungemein präzise Filmsequenz, das Sounddesig. Das tröstet locker über einige Längen und Manierismen hinweg.