„Freitag“ ist in Belgien und den Niederlanden seit Jahrzehnten ein oft gespieltes Erfolgsstück. Eric de Vroedt, hoch gehandelter niederländischer Regie-Star und Amsterdampreijs-Träger 2012, inszeniert es nun in den Kammerspielen. Der Regisseur sagt, das gäbe ihm die Chance, das Stück von 1969 noch einmal von Grund auf neu zu inszenieren und es mit einer „super-realistischen Aufführung“ ins Jetzt zu transportieren.
Geschrieben hat es Hugo Claus (1929-2008), das schriftstellerische Ausnahmetalent aus Brügge, das mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen war. Trotz seines um problematische Themen wie Inzest, Schuld und Vergangenheitsbewältigung kreisenden Inhalts atme das Drama durchaus den Geist der 60er Jahre, geprägt von der Befreiung der Liebe und vom Geist eines katholizistisch geprägten Klimas. Um größere Genauigkeit zu erzielen, hat Dramaturg Olaf Kröck sogar die alte Übersetzung neu überarbeitet.
Erzählt wird in „Freitag“ die Rückkehr von Georges (Jürgen Hartmann) aus dem Gefängnis, wo er eine Strafe wegen Missbrauchs seiner inzwischen erwachsenen Tochter Christiane (Kristina Peters) verbüßt hatte. Er trifft daheim auf Ehefrau Jeanne (Bettina Engelhardt) - und auf ein Baby, das diese ganz freimütig mit dem Nachbarn Erik (Raiko Küster) hat, den Georges wiederum gut aus der Kneipe kennt. Es entbrennt zwischen den Männern ein Streit um die Frau, aber auch zwischen allen einer um die Bewertung und die Bewältigung der Vergangenheit. Die Eskalation ist nicht fern.
De Vroedt will in seiner ersten Bochumer Arbeit eine super-realistische Inszenierung schaffen, mit einem Dauer-Soundtrack zwischen authentischen Hintergrundgeräuschen und verfremdeten Monteverdi-Liedern. Letztere steuern die Musiker Florentijn Boddendijk und Remco de Jong bei, die auch für das bekannte Rotterdamer Dance Label Clone Italo-Disco-Tracks kreieren.
Zur Inszenierung wird auch ein gut 20-minütiger Film-Flashback gehören, den de Vroedt angefertigt hat und der das vergangene Tatgeschehen schildert.