Jetzt schaltet sich der bekannte Bochumer Historiker Dr. Hubert Schneider, der sich unter anderem seit vielen Jahren mit der Geschichte der Juden in dieser Stadt beschäftigt, in die Debatte um den „Moltkemarkt auf dem Springerplatz“ ein.
„Es wirkt geradezu anachronistisch, dass im Jahre 2014 – 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs – auf dem Springerplatz ein Delikatessenmarkt entsteht, der den Namen Moltkemarkt trägt“, schreibt er in einem offenen Brief.
1947 habe es es sehr gute Gründe, gegeben, den Platz im Zentrum der Bochumer Arbeiterschaft nach dem kommunistischen Widerstandskämpfer Karl Springer zu benennen. „Wie richtig das war und heute noch für viele Menschen in dieser Stadt ist, zeigt die Tatsache, dass im letzten Jahr ein Stolperstein für Karl Springer verlegt wurde.“
Schneider betont: „Politisch ist die Neu- oder Wiederbenennung eines Platzes nach einem preußischen Militaristen nicht zu akzeptieren. Namensgebungen für Straßen und Plätze sind nichts Äußerliches, sie geben Auskunft darüber, welche Wertschätzung der Namensgeber im Bewusstsein der Gesellschaft gerade erfährt.“ Er erinnert an die zahlreichen Diskussionen um Namensänderungen von Straßen, die ihre Namen vor dem 1. Weltkrieg erhalten haben und dann etwa nach jüdischen Bochumern umbenannt wurden: Else Hirsch, Ottilie Schoenewald, Rabbiner Dr. David. Das sind Prozesse, die im Falle Moltkemarkt bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gelaufen sind. „Ich kenne keine Diskussion, in der es darum geht, dass man einem Platz – oder Teil – wieder den Namen geben will, der abgeschafft wurde.