Bochum. Jung-RegisseurinNina de la Parra dampft Shakespeares „Macbeth“ zu einem sehr körperlichen Kammerspiel ein. Auch Momente absurder Komik in einem gelungenen Abend

Als letzten Prüfstein vor ihrem Abschluss an der Folkwang inszenierte Nina de la Parra in der Reihe „Blutige Anfänger“ im Rottstr5-Theater mit William Shakespeares Macbeth einen wahren Brocken der Theatergeschichte. Diesem Stoff in 60 Minuten zu Leibe rücken zu wollen, ließe sich als ein Wagnis beschreiben. Eines, das der Folkwang-Studentin jedoch gelungen ist.

Der Abend überzeugte mit gewitzten Regieideen wie etwa einem effektvoll arrangierten Tod durch Tomaten. De la Parra hat den Stoff angenehm zusammengekürzt, es bei einer vollkommen ausreichenden Dosis Shakespeare belassen und ihn immer dort mit eigenen Regieideen zurückgedrängt, wo er ihrer Idee des Stückes das Tempo genommen hätte. Dafür dampfte sie das Material auf das Ringen Macbeths mit sich und seiner Frau ein, strich und kürzte langatmige Längen und setzte an den Weggabelungen psychologischer Verstrickungen eigene Akzente. Damit erhielt der Stoff in unerwarteten Augenblicken durchaus Momente absurder Komik.

Schauspieler als tragende Säulen

Jörg Schulze-Neuhoff als Hexe, Bote, Banquos Geist und Macduff, Karin Moog als Lady und Bernhard Glose als Macbeth spielten schlichtweg toll und bildeten drei fast gleich starke Säulen, mit denen der Abend von Anfang an auf ein festes Fundament gestellt war. Während Schulze-Neuhoffs Mimik in der hinteren Ecke saß, und eine zweite Bebobachtungsebene aufrechterhielt, lieferten sich die Macbeths vorne ein heikles und sehr körperliches Kammerspiel. Die beiden hangelten sich dabei entlang an Wort und Tat, Wunsch und Wirklichkeit, Mut und Macht, Scheu und Scham. So rangen die Macbeths am Ende mit inneren wie mit äußeren Dämonen. Ein Motiv, aus dem sich sicher noch das Eine oder Andere an emotionaler Tragik hätte herausholen lassen.

Das Bühnenbild zeigte sich reduziert: Der Boden lag voll mit feuchter, dunkler Erde. Die Requisiten: mehrheitlich Obst und Gemüse. Darüber hinaus erzeugte die Inszenierung funktionierende Bilder, die das Publikum in angenehmer Fallhöhe durch den Stoff trugen.

Regisseurin Nina de la Parra gelangen eine ganze Reihe vielversprechender Gänsehautmomente. Auch wenn sie mit ihrem Ansatz nicht ganz bis in die emotionalen Tiefe des Stoffes durchdrang, hat sie dennoch einen empfehlenswerten und unterhaltsamen Abend mit den Macbeths geschaffen, der klug genug komponiert ist, um das Eine oder Andere verstaubte Shakespeare`sche Schultrauma aufzubrechen. Bravo!