Alleinerziehende Eltern (meist sind es die Mütter) haben ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko, weiß Sozialdezernentin Britta Anger. 40 Prozent der Kinder in Ein-Eltern-Familien leiden finanzielle Not: fast doppelt so viele wie in Zwei-Eltern-Familien. Eine bedrohliche Entwicklung: Der aktuelle Sozialbericht weist für Bochum über 8000 Alleinerziehende aus. Die Unterschiede zwischen den Stadtteilen sind groß. In Werne ist es jede dritte Haushalt mit Kind(ern), in Hordel nur jeder siebte.
„Gerade für Eltern wird in Bochum trotz knapper Kassen viel getan“, betont Britta Anger. Vom Begrüßungsteam des Jugendamtes bei Neugeborenen über die vielfältigen Angebote der Jugendhilfe bis zu den 35 Schulsozialarbeitern: „Wer Hilfe braucht, bekommt sie“, so Britta Anger. Das neue, umstrittene Betreuungsgeld haben bisher 900 Bochumer Eltern beantragt.
Vernachlässigung ist verhängnisvoll
„Kinderarmut reißt oft tiefe Wunden in Kinderseelen“, beobachtet Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums. Kein Geld für Markenjeans, das neueste Smartphone oder Kino und Schwimmbad: „In der Schule fühlen sich die Jungen und Mädchen vielfach als Außenseiter. Sie schämen sich.“
Es sei verhängnisvoll, dass Armut für diese Kinder nicht selten auch Vernachlässigung bedeute. „Genau das Gegenteil ist vonnöten, um den Alltag zu meistern und späteren psychischen Erkrankungen vorzubeugen“, appelliert Juckel. „Gerade diese Kinder müssen gestärkt werden. Die Eltern müssen vermitteln: Es kommt nicht auf Geld, Klamotten, Handys an, sondern auf die soziale Einstellung, gute Noten, Freundschaft. Kinder mit diesen Werten können und werden auch arm glücklich sein.“
Trost zum Abschluss: „Auch verwöhnte Kinder reicher Schnösel haben oft psychische Probleme.“