Bochum. Fotografie-Ausstellungen gibt’s in Bochum häufiger, aber das, was das Museum Situation Kunst zurzeit zeigt, ist doch etwas Besonderes. Gleich drei Generationen von Fotografinnen des 20. Jahrhunderts eint die Ausstellung „Henri – Model – Arbus. Menschenbilder“, die bis zum 20. April zu sehen ist.

Die kleine, aber eindrückliche Schau rückt weibliche Blicke in den Mittelpunkt des Interesses, die der Fotografie des letzten Jahrhunderts ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt haben. „Es geht um ,Menschenbilder’, um die inszenierte oder beiläufige Ablichtung von Kindern, Männern, Frauen, die ihrer jeweiligen Zeit verhaftet sind, und die doch universelle Facetten des Mensch-Seins abbilden“, so Kuratorin Maria Schulte.

Arbeiten von drei Fotografinnen

Die drei Fotografinnen sind Florence Henri (1893 - 1982), Lisette Model (1901- 1983) und Diane Arbus (1923-1971) – in unterschiedlichen Epochen und weit auseinander liegenden Lebensmittelpunkten in Deutschland, Frankreich und den USA zu Hause, sind die drei Künstlerinnen doch miteinander verbunden. In Paris unterrichtet Henri 1937 Lisette Model und inspiriert sie hinsichtlich der Entwicklung ihrer – trotz aller Unmittelbarkeit der Aufnahmen – stets wohl komponierten Bildordnungen. Model wiederum zählt in New York Ende der 1950er Jahre die später weltberühmte Diane Arbus zu ihren Schülerinnen, die ihr vor allem in der Wahl ihres Sujets, den verschiedensten Ausprägungen menschlicher Existenz, nahe steht.

Individueller Umgang mit Porträtfotografie

Immer geht es um den individuellen Umgang mit der Porträtfotografie. In den Werken Models versammeln sich (Künstler-)Prominenz neben dekadent an der Riviera urlaubenden Bürgern, Diane Arbus zeigt uns Bettler und Obdachlose der Lower East Side neben Jazz-Sängern, Nudisten und New Yorker Passanten. Vielleicht am beeindruckendsten aber sind die Fotografien von Florence Henri aus den späten 20ern. Ihre dem „Neuen Sehen“, der „Neuen Sachlichkeit“ angelehnten Porträts berühren bei aller Künstlichkeit durch die atmosphärische, ja intime Nähe zu den Fotografierten, darunter Personen aus ihrem privaten Umfeld, aber auch Künstlergrößen wie Arp und Kandinsky.

Ausstellung schlägt weiten zeitlichen Bogen

Die Ausstellung schlägt somit mit ihren 50 Fotografien einen Bogen von der konstruktivistisch beeinflussten Fotografie der 1920er Jahre über sozialdokumentarische Fotografien der Vorkriegszeit bis in das Umfeld der Street Photography der sogenannten New York School. Sehenswert!