Seit 16 Jahren wirkt Daria Sengüner (42) als eine von zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in der Bahnhofsmission. WAZ-Redakteur Jürgen Stahl sprach mit der Diplom-Sozialpädagogin.

Welche Aufgaben hat die Bahnhofsmission?

Wir sind für jeden da, der am Bahnsteig Unterstützung braucht: für reisende Blinde ebenso wie für Senioren, Behinderte oder Eltern mit Kleinkindern. 75 Prozent unserer Arbeit machen aber Hilfen für Menschen in psychischer und materieller Not aus. Wir leisten knallharte Sozialarbeit und Seelsorge.

Welche Menschen kommen zu
Ihnen?

Bettler, Obdachlose, Jugendliche, die von zu Hause abgehauen sind: Da ist alles dabei, auch viele Stammkunden. Auffällig ist: Es kommen immer mehr Menschen wie du und ich. Menschen, die nach Jobverlust oder einer Trennung nicht weiterwissen, verzweifeln, Existenzängste haben. Da begegnen uns schlimme Schicksale. Die meisten wollen einfach Trost, einfach nur ‘ne Runde heulen. Unsere Arbeit wird immer härter.

Was leistet die Bahnhofsmission?

Wir haben mit unseren 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern täglich rund 85 Kontakte. Im Aufenthaltsraum ist es warm, es gibt es Kaffee, Tee, Wasser. Zu Essen gibt es nur Brot. Wir sind nicht die Suppenküche. Das Erstgespräch ist wichtig. Wir hören den Menschen zu und vermitteln sie bei Bedarf an andere Hilfseinrichtungen, Jugendliche zum Beispiel an das „Sprungbrett“. Für akute Notfälle halten wir Jacken, Pullover und Decken bereit.