Eine echte Politikerin, live und in Farbe, quasi zum Anfassen, vor allem aber zum Ausfragen — als solche stand Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering den Schülern der Willy-Brandt-Schule in lockerer Gesprächsrunde zur Verfügung. In Werne, ihrem Wahlkreis, stellte sich die 33-Jährige den Fragen der Jungen und Mädchen der siebten und neunten Klasse.

„Guten Morgen Frau Müntefering“, so die brave Begrüßung an die Politikerin, die ihrerseits mit einem fröhlichen „Moin. Fragt ruhig, frei von der Leber weg“, die Runde eröffnete.

Junge Leute wollten viel wissen

Wissen wollten die jungen Leute eine Menge, über Politik, die Arbeit – aber auch über das Leben der Frau aus Herne, die zehn Jahre als Journalistin tätig war. „Doch Journalismus und Politik, das geht auf Dauer halt nicht“, betonte sie. Spätestens seit Michelle Müntefering bei der Bundestagswahl im vergangen Jahr das Direktmandat für den Wahlkreis Bochum/Herne gewann, war wohl klar, für welchen Weg sie sich endgültig entscheiden würde. „Politiker zu sein ist mehr als ein Beruf, man muss mit dem Herzen dabei sein“, so die Antwort auf die Frage, welche Eigenschaften ein Politiker denn mitzubringen habe. Vergleichbar sei die Arbeit mit der Aufgabe eines Klassensprechers, der auch über mehr Verantwortung als die übrigen Schüler verfüge.

Sie selbst habe sich in ihrer Jugend an der Waldorfschule stets um das Einsammeln des Busgeldes gekümmert. Im Prinzip seinen bereits zu dieser Zeit die Weichen für ihren weiteren Lebensweg gestellt worden, auch im Stadtrat war die Sozialistin über zehn Jahre dabei – ehrenamtlich. „Im Rat hat man wenigstens eine Stimme, kann mitreden“, erklärt sie den Schülern. So, wie sie nun im Parlament mitdebattiert, vor allem dann, wenn es um ihr Hauptthema, die Verbraucherpolitik, geht.

Was genau sie dort tue, möchte ein Mädchen wissen. „Ich will erreichen, dass die Unternehmen die Menschen nicht mehr so abzocken können“, erklärt Michelle Müntefering. Klare Antworten, mit denen ihre Zuhörer etwas anfangen können. Auch private Fragen beantwortet die Frau, die mit dem 40 Jahre älteren Franz Müntefering verheiratet ist, ohne zu zögern; erzählt, dass sie in ihrer Freizeit am liebsten Natursendungen schaut, Zeitung liest oder sich auf dem Laptop US-Serien anschaut, vor allem dann, wenn sie nach den „Montagewochen“, wie sie ihre zweiwöchige Arbeit pro Monat in Berlin nennt, wieder nach Hause ins Ruhrgebiet fährt.

Das „Eis zu brechen“, mit den Kindern und Jugendlichen Kontakt zu haben, „nicht von oben herab“, das war die Idee, die die junge Politikerin mit ihrem Besuch in der Schule verfolgen wollte. Dass es geklappt hat, mochte dabei wohl auch die Schüler erfreuen.