Bochum. Die Kinderseite der WAZ wird täglich auch von vielen Erwachsenen gelesen. Warum? Weil die Berichte leicht verständlich sind. Dieses Ziel verfolgt auch die Lebenshilfe in Bochum. Am Westring 11öffnete jetzt das „Büro für leichte Sprache“.

Bürokratendeutsch, Fremdwörter, Anglizismen (Workshop statt Arbeitsgruppe), endlose Schachtelsätze: Viele Bürger verstehen bei amtlichen Schreiben, Formularen, Gesetzestexten, Verträgen, Formularen und – ja – auch bei Zeitungsartikeln nur Bahnhof. „Da braucht man ja einen Dolmetscher!“, ruft mancher aus. Die Lebenshilfe erhört den Ruf und leistet Übersetzungshilfe. Vorrangig für geistig Behinderte. Aber auch für alle anderen Ratsuchenden, die vor den Sprachverhunzern kapitulieren.

Menschen mit Behinderung haben seit 2009 ein Recht auf volle Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben. So sieht es ein Abkommen der Vereinten Nation vor. Zu dieser Barrierefreiheit zählt ausdrücklich eine Sprache, die auch Menschen mit Lernschwierigkeiten verstehen können.

Vier Mitarbeiter werden eingestellt

Bundesweit hat sich das „Netzwerk Leichte Sprache“ zur Aufgabe gemacht, das gesetzlich verbriefte Recht für Behinderte im Alltag durchzusetzen. Insbesondere für Behörden wurde ein umfassendes Regelwerk erstellt. Es gibt u.a. vor, möglichst kurze Sätze zu bilden und auf Fachbegriffe zu verzichten.

Die Lebenshilfe Bochum ist seit Oktober 2013 Mitglied des Netzwerks. Unter der Leitung von Kirsten Nicolas wurde im Dezember das – im Ruhrgebiet bislang einzigartige – „Büro für leichte Sprache“ eingerichtet. Noch wird es bei der Lebenshilfe am Westring 11 von der Diplom-Heilpädagogin allein geführt. Alsbald sollen vier Mitarbeiter eingestellt werden: darunter zwei Kollegen mit geistiger Behinderung. Ein Umzug in größere Räume ist gleichfalls geplant.

Fortbildungen für Firmen

Die Lebenshilfe weiß: Auch viele andere Bürger verzweifeln beim Lesen bürokratischer Satz-Ungetüme. Deshalb wird auch ihnen Hilfe angeboten. Die Gebühr richtet sich nach dem Aufwand der „Übersetzung“. Als weitere Finanzquelle hofft die Lebenshilfe auf Gelder der Aktion Mensch. Die Förderanträge für drei Jahre sind gestellt.