Mit kräftigem Applaus feierte das Premierenpublikum im ausverkauften Schauspielhaus am späten Samstagabend David Böschs „Othello“. Zu Recht? Ja und nein. Geboten wird eine starke schauspielerische Leistung und manch’ schöner & poetischer Bühnenmoment, aber insgesamt ist das Regiekonzept eher konventionell als wagemutig (Rezension auf der Kulturseite im Hauptteil).

Auch im PRT

„Othello“ ist einer der ganz großen Bühnenklassiker, und es ist ein ungewöhnlicher Zufall, dass das Stück zurzeit gleich zweimal in Bochum zu sehen ist, im Prinz Regent Theater und nun also auch am Schauspielhaus – wobei die Konkurrenz zum Stadttheater für die kleine private Bühne durchaus nicht unproblematisch ist. Immerhin tauchen bei der Spielplan-Annonce des Theaters auch die Aufführungstermine des PRT mit auf.

Felix Rech im Mittelpunkt

„Othello“ ist eines der wenigen Dramen, in dem die Titelfigur weniger Sprechtext hat als die „Nebenfigur“, es ist also immer auch ein „Jago“-Stück: Felix Rech spielt diesen perfiden Fähnrich, der, getrieben von Karrieresucht und reiner Bosheit, seinen Gegenspielern in jeder Hinsicht überlegen ist, und deshalb das Unheil, das er heraufbeschwört, so grausam besiegelt. Die Schüsse, die am Schluss durch den Theatersaal hallen, beenden sinnbildlich auch Jagos Dasein, das nach dem Tod aller um ihn herum seinen Sinn verspielt hat. Wie ein trauriger Clown steht Felix Rech da, die Karnevalströte vorm Mund, allein, sich selbst und allem fremd geworden.

Bestnote für die Nebenrollen

Rech, der zuletzt als Siegfried in den „Nibelungen“ und als Christian in der „Sternheim“-Trilogie punkten konnte, hatte mit seinem Spiel das Publikum voll überzeugt. Ihm galt der stärkste Applaus; aber auch Matthias Redlhammers routinierter Othello und Friederike Bechts Desdemona (schön und verzweifelt) wurden gefeiert. Bestnoten verdienten sich auch Xenia Snagowski (Emilia) und Daniel Stock (Rodrigo), vor allem aber Florian Lange, der den derb-dösigen Cassio mit einer dämonischen Lust formte, die weit über die Komik, welche die Regie der Rolle zugestanden hatte, hinauswies.