Bochum. . Wehe wenn sie losgelassen: 800 Jecken aus ganz Nordrhein-Westfalen feierten am Sonntag einen fulminanten Start in die närrische Session. „Der Bochumer Karneval lebt!“, freute sich Festausschuss-Präsident Bernd Lohof mit Blick in die prall gefüllte Glaskuppelhalle des Autohauses Spürkel.

Es ist guter Brauch: Der Frühschoppen der Großen Bochumer Karnevalsgesellschaft (GroBoKa) markiert den Beginn der heißen Phase der Narretei. Gekrönte Häupter und Tanzformationen aus 25 Vereinen u.a. aus dem Rhein- und Münsterland waren angereist.

Die Bochumer Farben vertraten u.a. das Dreigestirn, die Stadtgarde, die Ruhrlandbühne, die Schlappen Lappen, der QKV und die rührigen Zwerge von Christ König. Über fünf Stunden dauerte das Bühnenprogramm, moderiert von GroBoKa-Chef Peter Niemann und Schlagersänger Michael Kern, der dem Bochumer Karneval seit vielen Jahren eng verbunden ist.

Olaf Henning holt das Lasso raus

Genau das ist das Rezept, mit dem Bernd Lohof und seine Mitstreiter neue Freunde für den Karneval gewinnen wollen. Sie wissen: Der organisierte Frohsinn ist in einer Stadt ohne närrische Wurzeln schwer vermittelbar. Zwar dokumentiert das jecke Treiben in vielen Pfarreien, Vereinen, Kneipen oder bei Privatpartys, dass der Karneval in Bochum sehr wohl ein Fundament hat. Mit Tanzmariechen, Stimmungsliedern und Spielmannszügen allein verharrt er jedoch im Nischendasein. Publikumslieblingen wie Michael Kern kann es gelingen, Menschen anzulocken, bestenfalls zu begeistern, die dem Pappnasen-Image der Rumtata-Fraktion misstrauisch bis ablehnend gegenüberstehen.

Karneval in Bochum: Was meinen Sie

Ist der Karneval eine Bereicherung für Bochum? Haben Sie mit den Jecken nichts an der Kappe? Ist der „Frohsinn nach Terminplan“ gar ein Ärgernis?

Zum Start in die Session sind wir gespannt auf Ihre Meinung. Schreiben Sie an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44575 Bochum, oder mailen Sie an
redaktion.bochum@waz.de

Dass der Festausschuss auf einem guten Weg ist, beweist die Gala am Samstag, 1. Februar, im Ruhrcongress. Neben den traditionellen Auftritten von Funkengarden und Karnevalsmusik hat Bernd Lohof erstmals einen Künstler aus der 1. Liga des deutschen Popschlagers verpflichtet: Olaf Henning holt das Lasso raus. Folge: Während der Vorverkauf in früheren Jahren dahindümpelte, sind für die Party 2014 nur noch Restkarten erhältlich (23 Euro). „Das Experiment“, strahlt Bernd Lohof, „scheint zu funktionieren.“

Vielleicht wird irgendwann einmal eine kühne Vision des Obernarren Realität: ein Bochumer Karnevalsumzug durch die City, vom Rat- zum Schauspielhaus, alle zwei Jahre am Karnevalssonntag, wenn die Wattenscheider pausieren.